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Best of 2020 Musik Die Albumtipps unserer Musikexperten

Viele Dinge aus dem Jahr 2020 kann man getrost vergessen. Diese Tipps hier gehören nicht dazu. Von Rock, über Country bis Reggae und Musik aus der Schweiz: Diese Alben empfehlen unsere Musikspecials-Macherinnen und -Macher dieses Jahr ganz besonders.

World Music Special: TootArd «Migrant Birds»

Wie lebt es sich ganz ohne Pass? Dort wo Tootard herkommen, können nur die Zugvögel das Gebiet ohne Bewilligung der Armee verlassen. Geboren in den besetzten Golanhöhen, zuhause in Bern, ist Hasan immer noch staatenlos. Ein Schweizer Pass könnte ihm aber demnächst Flügel verleihen. Trotz ergreifender Geschichte, Melancholie und Sehnsucht schaffen Tootard mit ihrem dritten Album «Migrant Birds» eine leichtfüssige Zeitreise, kreieren Ferienfeeling am Roten Meer und lassen die 1980er-Jahre in den Discos von Beirut, Kairo oder Damaskus wieder hochleben. Eine Retro-Offenbarung, die zum Tanzen und Träumen anregt. Rahel Giger

Sounds!: Waxahatchee – «Saint Cloud»

Nach dem heftigen Sturm des grossflächigen Break-Up-Albums «Out In The Storm» findet Katie Crutchfield alias Waxahatchee auf ihrem umwerfenden neuen Album Halt in Heimat und Altbewährtem. «Saint Cloud» ist Sinnsuche, Südstaaten-Country und schlicht betörend. Nicht zuletzt weil zwar gekitscht, aber nichts gekittet wird. Für dieses Album gabs von uns und der versammelten Musikpresse Höchstnoten. Wie man als Künstlerin mit so viel Lob umgeht, hat uns Crutchfield im Interview zum Album erzählt. Luca Bruno / Matthias Erb / Andi Rohrer

Rock Special: The Strokes – «The New Abnormal»

Ist die Pandemie schuld daran, dass gestandene Grössen wie Pearl Jam, AC/DC, Ozzy Osbourne, Green Day oder die Deftones 2020 wenig inspirierte Alben veröffentlichten und auch sonst verlässliche Prog- oder Metal-Exemplare wie Kvelertak, Baroness, All Them Witches oder Mastodon schon besser drauf waren? Das Rock-Special-Album des Jahres fällt daher auf eine Band, die eigentlich gar nicht mehr allzu viel mit Rock zu tun hat. «The New Abnormal», das Comeback-Album der New Yorker Strokes, ist dermassen lässig und gespickt mit beschwingten Strokes-Momenten, dass man beim Mitsingen beinahe vergisst, was für ein Scheissjahr 2020 tatsächlich war. Dominic Dillier

punkt CH: Sam Himself – «Slow Drugs»

Sam Himself macht Musik zum Tanzen und zum Weinen. Obwohl 2020 ja eher Letzteres angesagt war. Gilt auch für den Basler, der im Frühjahr von seiner Wahlheimat New York in die Schweiz reiste und seither wegen Corona seinem zweiten Zuhause nur noch von der Ferne zuwinken kann. Zu seinem Mini-Album «Slow Drugs» liegt es sich besonders um drei Uhr morgens gut in den Armen. Mit der tiefen, markanten Stimme des mittlerweile 30-Jährigen lässt sich aber auch gut alleine Zeit verbringen. Judith Wernli / Hana Gadze / Luca Bruno

Black Music Special: Run The Jewels – «RTJ 4»

(Ein)dringlich, textlich genial und so anstrengend wie notwendig. Killer Mike & El-P injizieren uns ihre politisch aufgeladenen, wütenden, teils lustigen und stets aufreibenden Texte direkt in die Blutbahn. Das Album erschien mitten in der vom Tod von George Floyd aufgeheizten Black-Lives-Matter-Bewegung und könnte eine direkte Reaktion darauf sein: Die Songs wurden allerdings vor dem tragischen Ereignis geschrieben. Zeilen wie «And you so numb, you watch the cops choke out a man like me, until my voice goes from a shriek to a whisper, I can't breathe» lassen einem das Blut in den Adern gefrieren und erinnern daran, wie sehr Musik neben all der Volksbespassung ein direkter und schonungsloser Spiegel der Menschheit und ihrem Wirken sein kann. Pablo Vögtli

SRF 1 Swissmade: Andreas Vollenweider – «Quiet Places»

Ein neues Album von Andreas Vollenweider? Freudensprünge löste diese Ankündigung bei mir nicht aus. Ich kannte seine Musik, war aber zugegebenermassen nie ein grosser Fan seines Schaffens. Doch mit «Quiet Places», seinem ersten Album seit 2009, hat er mich erwischt. Oder ist es viel mehr Isabel Gehweilers Cello? Die Cellistin gibt den 10 Songs das gewisse Etwas, das Etwas, das unter die Haut geht, das berührt und Hühnerhautmomente auslöst. Das Zusammenspiel von Gehweilers Cello mit Andreas Vollenweiders Harfe und Klavier ist ein Hörgenuss erster Güte für stille Momente - und etwas weniger für Freudesprünge. Dano Tamásy

Reggae Special: Lila Iké – «The ExPerience»

Die jamaikanische Reggae-Sängerin Lila Iké veröffentlichte am 18. Mai ihr Debüt «The ExPerience». Die 26-Jährige überzeugt mit einer klagenden Stimme und starken Songs, die Roots-Reggae à la Peter Tosh und Dennis Brown in die Zukunft bringen könnte. Dazu kommt ein Team rund um Labelchef und selbst Reggae-Star Protojé, der ganz genau weiss, wie man sich im Reggae-Business einen Namen macht. Lila Iké gehört die Reggae-Zukunft. Lukie Wyniger

CH Beats: B77 - «The Wonderful Labyrinth Of The Mind»

B77 nennt sich das Duo aus der Romandie, welches man als einen Geheimtipp bezeichnen darf. Und sie dürften es auch noch eine Weile bleiben, da sie ihren Fokus auf ihr Schaffen legen und nicht auf das Bekanntwerden. Im Herbst haben sie ihr Album «The Beautiful Labyrinth Of The Mind» veröffentlicht. Dieser Longplayer ist wild, frei von Konventionen und trotzdem süffig. Die künstlerische Stringenz geht zu keinem Zeitpunkt verloren. Das Beste Electroalbum des Jahres! John Bürgin

Pop Routes: Joy Denalane – «Let Yourself Be Loved»

Die Queen des deutschen Souls Joy Denalane erfüllt sich mit ihrem fünften Studioalbum einen Traum. Als erste deutsche Sängerin ist sie dort gelandet, wo auch ihre musikalischen Wurzeln liegen, beim legendären amerikanischen Soul-Plattenlabel Motown. «Let Yourself Be Loved», ein grossartiges Soul-Album vollgepackt mit gefühlvollen Balladen und Uptempo-Tanznummern im klassischen Stil der grossen Motown-Aushängeschilder der 1960er- und 1970er-Jahre: Stevie Wonder, Marvin Gaye oder Diana Ross. Joys Duett-Partner der Vorabsingle «I Believe» stammt allerdings aus Chicago: BJ The Chicago Kid! Vintage Soul trifft auf HipHop mit massenhaft Street Credibility. DJ Pesa

Country Special: Hot Country Knights – «The K Is Silent»

Ich liebe Humor in der Musik, ganz speziell im Country. Von daher ist in diesem Jahr das Nebenprojekt von Country-Superstar Dierks Bentley das absolute Highlight. In zehn Songs lassen Hot Country Knight auf «The K Is Silent» einem die Mundwinkel schnurstracks nach oben ziehen. Das Sextett parodiert Songs der 1990er-Jahre, imitiert Country-Ikonen und spielt mit Klischees - witzig und gekonnt. Roli Lüthi

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