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Hype-Check Geese: Liefert diese New Yorker Band das Album des Jahres?

Gänse? Ja, Geese wie Gänse. Eine gefiederte Bande, die in der Popwelt als die neuen Strokes gehandelt werden. Sind sie das? Mindestens.

Wer? Geese.

Wie alt? Alle um die 23.

Wie viel? Ursprünglich zu fünft, jetzt ein Quartett. 2016 geboren als Gymi-Band in Brooklyn. Eigentlich auf dem Sprung in Elite-Unis, dann rannten ihnen Plattenfirmen die Bude ein. Jetzt sind sie der heisseste Act der Stunde.

Warum kennen wir die noch nicht? Weil sich erst jetzt die ganze Welt in sie verliebt. Sie stehen übrigens auch schon auf den Line-ups grosser Festivals 2026 (Coachella, Primavera, etc.).

Warum gerade jetzt? Der Grund dürfte ihr soeben veröffentlichtes, viertes Album «Getting Killed» sein.

«Getting Killed»? Tönt nach bösem Heavy Metal und noch böseren Fans. Ist es das? Nicht wirklich. Geese klingen gleichermassen nach Miles Davis in seiner rotzigen Funkrock-Phase wie nach den Indie-Göttern The Strokes. Auch die Beatles winken durch ihre Songs. Alles in allem wunderschön unberechenbar.

Und wem gefällt das? Horden von Gen-Z-Fans, die sich für ihre Strassenshows in Brooklyn versammeln und Frontmann Cameron Winters Texte mitgrölen.

Zum Beispiel? «There's a bomb in my car!» Der erste Refrain auf der neuen Platte, der die Sprengkraft dieser Band von Anfang an klarstellt.

Klingt gefährlich. Ist es höchstens für ihre Konkurrenz – weil keine Band zurzeit so auf Risiko geht, wie Geese: Im Spirit sind sie Free Jazzer, äusserlich eine Rockband, die abhängig macht. Der Hauptgrund für dieses Suchtpotenzial ist Cameron Winter. Er singt, wie keiner vor ihm.

Wie denn? Als hätte er eine Socke im Mund. Positiv gemeint.

Was bitte ist positiv an einer Socke im Mund? Seine Stimme hat diesen Spezialbelag, den niemand hat. Als sei seine Gurgel in Watte gepackt.

Ziemlich eigenartige Vorliebe. Unbedingt! Die Welt braucht neue, einzigartige Charakterstimmen. Cameron Winter hat sie. Er wurde schon mit Dylan, Cohen und Waits verglichen. Er funktioniert aber auch, wenn er Justin Bieber covert.

Was für grosse Vergleiche! Liegt sicher auch daran, dass sich Geese nicht so einfach einordnen lassen – und genau das macht sie so spannend. Apropos grosse Namen: Produziert wurde «Getting Killed» von einem der schillerndsten Produzenten der Popwelt, Kenny Beats, der schon als Teenager für Kendrick Lamar arbeitete.

Könnten Geese auch nur ein Hype sein? Nein. Der Jubel, der um diese Band hochgeht, ist zu greifbar und ihre Musik zu verwurzelt. Wie sehr diese Band begeistert, zeigt sich in den wässrigen Augen der Fans, in kochenden Kommentarspalten und in den Salven der Musikkritik: Die ganze Welt schreit «Geese!». Spätestens nächstes Jahr auch in der Schweiz. Das Quartett spielt am 11. März im Zürcher Plaza.

Welcher Song empfiehlt sich als Einstiegsdroge? «Cobra». Das Lied ist laut Gitarristin Emily Green inspiriert vom Beatles-Stück «Don't Let Me Down». Genauer gesagt von der isolierten Gitarrenlinie von George Harrison:

Schön. Aber auch schön nerdig. Was gibt’s zu «Getting Killed» noch zu sagen? Wer dieses Album verpasst, ist selbst schuld.

Claudio Landolt

Musikjournalist

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Claudio Landolt arbeitet für SRF senderübergreifend als Musikjournalist mit einem Faible für Popkultur und Experimentalmusik. Er ist Teil der Sounds! Redaktion und fühlt sich auch vom Klang gurgelnder Radiatoren, dem klickenden Rhythmus von Elektrozäunen oder wabernden Regenschirmmembranen angesprochen.

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Sendehinweis

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«Getting Killed» von Geese ist das Sounds! Album der Woche und wird von Montag bis Freitag ab 20:00 Uhr auf SRF 3 besprochen.

SRF 3 Sounds!, 29.9.2025, 21:03 Uhr

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