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Musik-Blog Die grossen Popstars sterben aus

Mit David Bowie ist nach Lemmy Kilmister eine weitere Musiker-Legende gestorben. Wichtige Figuren aus dem Pop-Zirkus, wie sie heute nicht mehr geboren werden. Aber wieso eigentlich nicht?

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

Stars wie Rihanna, Lady Gaga, Bruno Mars oder Taylor Swift können so viel Erfolg haben, wie sie wollen. Den Status eines David Bowie oder eines Lemmy Kilmister werden sie ebenso wenig erreichen, wie den eines Bob Dylan oder Mick Jagger. Abwarten? Nein! Denn es liegt wahrscheinlich mehr am Zeitgeist als am Künstler, dass die Popmusik massiv an Mystik eingebüsst hat.

Wie wir mögliche Stars «verbrennen»

Der schnell eintretende Erfolg eines Künstlers war für die Industrie schon immer wichtig. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Den Satz «Früher war alles besser» können wir getrost beiseite lassen. Doch es war noch nie so einfach, mit komplett unerfahrenen oder gar untalentierten Künstlern auf die Schnelle Erfolg zu haben wie in den letzten Jahren.

Dabei setzt die Musikindustrie oft auf ein neues Gesicht und eine bekannte Melodie. Also: Neue Stimmen interpretieren bereits existierende Hits. Während dieser Trick vor langer Zeit als Einstieg und Lancierung einer Karriere angewendet wurde, dient er heute meist bloss als musikalisches Schnellgericht, das nach dem Genuss ebenso schnell wieder vergessen werden soll, damit man die Masche immer und immer wieder durchziehen kann.

Der Stellenwert des Erfolgs

Es gibt wohl keinen grossen Pop-Musiker, dem Erfolg nichts bedeutete oder bedeutet. Nicht Kurt Cobain, nicht Bob Dylan und schon gar nicht David Bowie. Alle grossen Künstler waren aber dazu bereit, Umwege zu gehen.

Sie waren dazu bereit, ihr Publikum komplett vor den Kopf zu stossen. Sie waren dazu bereit, ihre Karrieren für ihren künstlerischen Anspruch an die Wand zu fahren.

«Shooting Stars» statt «Stars»

Diese Bereitschaft findet man heute noch. Doch eher bei Bands, die das ganz grosse Publikum nie erreichen. Solche Acts sind allerdings kommerziell unattraktiv für die Industrie und daher treffen wir auf den Spitzenpositionen der Charts eher auf musikalisch risikolose Erzeugnisse. Produktionen von Künstlern, die keine Wirkung auf eine nächste Generation haben werden, während vermeintlich grosse Musiker aufgrund ihrer geringen Popularität wenig Langzeitwirkung haben.

Sprich: Den Begriff «Star» müsste man in der Welt der Popmusik noch viel konsequenter durch den Terminus «Shooting Star» (Sternschnuppe) ersetzen. Das Meiste, was wir am Sternenhimmel der Popmusik tatsächlich wahrnehmen, sind kurz aufblitzende Kometen, die uns vor den etwas weniger hell leuchtenden und wahren Stars ablenken.

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