Noch keine 20 Jahre alt war Clemens Rehbein, als er den Song schrieb, der sein Leben verändern sollte. Es war «Stolen Dance», die erste Single, des 2012 gegründeten Duos Milky Chance. Heute wirken Clemens Rehbein und Philipp Dausch auf mich, wie zwei verpennte Typen, die in einem Überschallflugzeug die Popwelt erobern. «Ja» bestätigt Rehbein mein Bild nuschelnd im SRF 3-Interview «es hat sich schon sehr schnell angefühlt in den letzten Jahren».
Der Unfall
«Wir haben uns ziemlich treiben lassen von der Welle, die da auf uns zukam», sagt Rehbein zum Erfolg ihrer Debut-Single, die auf unglaubliche Beliebtheit stiess und sagt: «Es war ein kleiner Unfall». Dieser kleine Unfall war der Startschuss zu einem unglaublichen Siegeszug von zwei jungen Herren, die eigentlich nur ein bisschen Musik machen wollten.
Ich gebe es gerne zu. Ich habe nicht an einen längeren Erfolg von Milky Chance geglaubt. Und dann ging es erst richtig los.
Der Anfall
Welche deutsche Band, die keiner kennt, holt mit ihrem ersten Album kurz mal Doppel-Platin in den USA? Milky Chance. Wir sprechen von zwei Millionen verkauften Einheiten, auf einem äusserst schwer zu beackernden Musikmarkt. Milky Chance spielten sich wortwörtlich den Allerwertesten ab und durften umgehend ernten.
So etwas passiert nicht einfach so. Diese Band hat einen Nerv getroffen. Und zwar mit nur einem grossen Hit im Gepäck und einem Album voller Songs, die eine ähnliche Stimmung vermitteln.
Der nächste Knall?
Starproduzent Rick Rubin interessierte sich für die zwei Wundertüten aus Kassel. Grosse Plattenfirmen umschwärmten sie. Und wie veröffentlichten Milky Chance ihr zweites Album «Blossom»? Auf ihrem eigenen Label Lichtdicht, welches sie nach dem unglaublichen Erfolg von «Stolen Dance» (2012) gegründet haben.
Und Rick Rubin? Sie haben ihn besucht. Man hat geredet. Produziert haben sie das neue Album dann aber nicht mit ihm. Dafür reisen sie im August erneut in die USA. Spielen Konzerte, machen Promo für «Blossom» und dürfen dann wohl zusehen, wie ihr Zweitling aufblüht.
Ich weiss nicht genau woran es liegt. Aber ich weiss, dass diese Band alles richtig macht – indem sie sich durch nichts und niemanden beindrucken lassen. Auch am Open Air Lumnezia spielten sie eine unaufgeregte aber solide und sympathische Show. Mehr braucht es manchmal offenbar nicht, um Leute zu begeistern.
Ich wünsche den beiden einen guten Weiterflug durchs Popmärchenland.