Es versteht sich von selbst, dass die Zeiten, als Bands Konzerte nur für das anwesende Publikum spielten, längst vorbei sind. Künstlerinnen und Künstler füttern während und nach dem Konzert ihre Social-Media-Kanäle mit Bildern und Videos. Natürlich ist das nicht nur ein Service für alle, die zuhause geblieben sind. Es ist auch die allerletzte Zugabe, die sich von der Bühne ins Netz verschoben hat. Trotzdem nerven diese Bühnen-Selfie-Momente – denn sie sind oft der Tiefpunkt eines jeden Live-Konzerts.
Facebook killt das Live-Konzert
Nicht die schlechteste Performance dieser Erde ist so schlecht, wie der Moment, in welchem eine Band auf der Bühne zum Selfie-Stick greift und das Publikum auffordert mit ihnen für ein Foto zu posieren. Grelles Licht flutet die gesamte Szenerie und fegt jegliche Magie eines Konzerts im Nu weg. Passiert die Selfie-Session nicht am Schluss, sondern gar während des Konzerts – ist der Musikfluss unterbrochen und der Spannungsbogen zerstört. Es ist als würdest du mit einem Cabrio auf einer Küstenstrasse cruisen und plötzlich zieht der Beifahrer die Handbremse.
Es muss nicht alles auf Facebook landen
Was nicht auf Facebook gepostet wird, hat nicht stattgefunden. So scheint der Hase zu laufen. Eltern, die ihre Kinder nicht auf Facebook stellen, werden womöglich verdächtig, gar keine zu haben. Wer keine Sonnenuntergänge postet, hat nie Ferien und wer sich verpflegt, ohne die Welt daran teilhaben zu lassen, der ernährt sich wahrscheinlich billig und schlecht. «Unpostbar» eben.
Liebe Bands. Ihr müsst euch diesen Stress nicht antun. Bietet euren Konzertbesuchern und Fans doch wieder einmal etwas Exklusivität.
Wenn ihr einen tollen Abend hattet, dann geniesst ihn. Feiert mit den Fans vor Ort und vertraut darauf, dass diese am nächsten Tag von diesem Konzert erzählen werden. Vor allem aber: Lasst den Selfie-Stick zuhause – denn es gibt wenig auf dieser Welt, was weiter entfernt ist von Rock’n’Roll, als auf der Bühne Selfies zu schiessen.