Alle Jahre wieder ruft das Festival-Vergnügen, und an jedem Festival frage ich mich mindestens einmal, ob ich am Karneval gelandet bin. Grund dafür ist die enorme Dichte von absurden Kopfbedeckungen. Ich verstehe bis heute nicht, woher die Motivation stammt mit einem Plüschzylinder durch die Menge zu hopsen. Auch die, aus einer anderen Zeitrechnung stammende, Bier-Büchsen-Kappe begegnet einem an Festivals immer mal wieder. Und dies nicht etwa auf Teenagerköpfen – nein – auf den Köpfen gestandener Damen und Herren.
Ich bin die Spassbremse
Natürlich ist mir klar, dass ich als Spassbremse vom Dienst abgestempelt werde, wenn ich die Sinnfrage solcher Kopfbedeckungen stelle. Allerdings habe ich nie verstanden, wieso man sich für bestimmte Anlässe in bestimmte Tenues stürzt. Fände ich zum Beispiel diese Regenschirmmütze ein Knaller – dann würde ich damit zur Arbeit fahren. Ich bräuchte auch kein grosses Publikum im geschützten Festivalrahmen, um eine Reggae-Kappe mit angenähten Rastas zu tragen, wenn ich denn das Bedürfnis hätte, eine solche Kappe zu tragen. Hab ich aber nicht. Ausserdem gehe ich an Festivals, um Bands zu sehen und ganz sicher nicht, um selbst gesehen zu werden.
Beim Töggel muss ich schmunzeln
Komischerweise muss ich immer wieder schmunzeln, wenn sich jemand einen Leitkegel (ugs. «Töggel») auf den Kopf setzt. Fragt mich nicht, wieso ich das, im Gegensatz zur restlichen Festival-Hut-Geisterbahn, irgendwie erfrischend finde. Vielleicht ja, weil ich grundsätzlich auf Zweckentfremdungen abfahre. Ich finde es auch super, wenn jemand auf einer Giesskanne richtig gut Flügelhorn spielt – aber das ist ein anderes Thema.
Der totale Verlust jeglicher Individualität durch den Promo-Hut
Der absolute Tiefpunkt der Festival-Kopfbedeckungen ist aber eigentlich erst dann erreicht, wenn ein halbes Gelände mit Hüten einer Promo-Aktion ausgerüstet ist. An Festivals verteilt irgendwo stets irgendein Konzern schreckliche Hüte, die dann zu meinem Erstaunen auch getragen werden. So verteilt sich oft schlechte Werbung und schlechter Geschmack über das ganze Gelände und ist einem – egal wohin man guckt – immer im Blickfeld. Dann ist mir die oben abgebildete Geisterbahn der Festival-Hüte doch irgendwie lieber und ich schliesse beinahe Frieden mit dem Plüschzylinder, dem Schirmhut und der Bier- und Rasta-Kappe. KLAPPE!
Ich wünsche euch (mit oder ohne Hut) einen guten Festivalsommer.