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Muse
Legende: Muse: Einer der Headliner der diesjährigen Schweizer Festivals. Keystone

Musik-Blog Habt mehr Mut, Schweizer Festivals!

Natürlich freuen wir uns auf die Festival-Auftritte von Radiohead, The Chemical Brothers und Muse. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf: Viele Acts treten dieses Jahr an mehreren Schweizer Open Airs auf – und sind alt. Wir fordern: Neuere Bands als Headliner!

Autor: Danias Dietziker

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Danias Dietziker ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Er ist ein passionierter Konzert- und Festivalbesucher.

Der exklusivste Headliner der diesjährigen Festivals ist bis jetzt Radiohead. Die englische Rockband steht am Samstag auf der Sitterbühne des Open Airs St. Gallen. Zwar sind noch nicht alle Programme der Schweizer Festivals komplett, doch der Zeitpunkt ist gekommen, ein Zwischenfazit zu ziehen.

Wenig Mut bei den Headlinern

Dass ein Act, der im vergangenen Jahr am einen Schweizer Festival gespielt hat, im nächsten Jahr an einem anderen Festival auftritt, ist nichts Neues. Aber dass gleich mehrere Festivals im gleichen Jahr mit den gleichen Acts werben, war noch nie so auffallend wie 2016: Muse sind als Headliner gleich an drei Schweizer Festivals. Auch The Chemical Brothers, M83, Sigur Rós oder Massive Attack findet man auf mehr als einem Line-Up.

Zudem sind die Headliner der aktuellen Schweizer Festivals oft eher alt. The Chemical Brothers oder Muse sind Acts aus den 90er Jahren. Ebenso Radiohead. Iron Maiden – die am diesjährigen Paléo-Festival auftreten – haben im vergangenen Jahr sogar ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert.

Klar sind das Künstler, die das breite Publikum liebt und die gute Ticketverkäufe garantieren. Doch imagetechnisch wäre es eine gute Idee, mehr Mut zu zeigen und auf neuere Bands als Headliner zu setzen. Gerade die grossen Festivals, die meistens schon ausverkauft sind, bevor das ganze Programm bekannt ist, könnten sich das leisten.

Die Line-Ups der Schweizer Festivals

Eigene Konzerte statt Festival-Auftritte

Im internationalen Vergleich stehen wir nicht schlecht da mit unserem Festivalsommer. Wenn man einen Blick über die Landesgrenze hinaus wirft, stellt man fest: Beim grössten Festival Europas, dem Glastonbury Festival, stehen Acts wie Muse, Adele und Coldplay auf dem Programm.

Adele und Coldplay kommen zwar beide in die Schweiz – spielen aber nicht an Festivals, sondern gleisen ihre eigenen Konzerte auf und füllen damit ganze Stadien. Wenn eine Band eine gewisse Grösse erreicht hat, ist es schlicht lukrativer etwas Eigenes zu organisieren, als an einem Festival aufzutreten. Dies, weil sie die Ticketpreise höher ansetzen können als im Ausland und die Tickets trotzdem loswerden.

Die Rechnung ist ganz einfach: Wenn beispielsweise Coldplay zweimal das Letzigrund mit je über 50'000 Personen füllen und das billigste Ticket über 120 Franken kostet, dann schaut für die Band schlussendlich mehr raus, als wenn sie an einem Festival spielen würde. Hier haben wir das Pech, in einem Land mit einer hohen Kaufkraft zu leben und für Bands wie Coldplay oder Adele extra zahlen zu müssen.

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