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Musik-Blog Kyasma und Melanie Oesch: Wer wagt, gewinnt nicht immer

Die Walliser Band Kyasma ist bekannt für musikalische Experimente. Ihr neustes Abenteuer: Eine Zusammenarbeit mit Powerjodel-Star Melanie Oesch. Wie gut diese Produktion gestartet ist, weiss ich nicht. Gelandet ist sie musikalisch da, wo eigentlich nur Eurovision-Song-Contest-Beiträge hingehören.

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

«Hör dir das mal an ;-)» schreibt mir ein Kollege aus der Musikredaktion und schickt mir einen Link zur Zusammenarbeit von Kyasma und Melanie Oesch.

Was? Kyasma, die SRF 3 Best Talents vom November 2012 , machen gemeinsame Sache mit dem Aushängeschild von Oesch’s die Dritten? Ich weiss, dass mich hinter diesem Link nur zwei Sachen erwarten können. Entweder ein gewagter aber cooler oder einfach ein gewagter Track. Ich klicke auf den Link und hoffe, dass dieser Song richtig gut ist.

Der Song des Grauens

Ach wie gerne würde ich diesen Song mögen. Doch was mich hinter diesem Link erwartete, könnte seelenloser, kälter und dünner kaum sein. Beim ersten mal hören hielt ich es nicht einmal eine Minute aus. Bei 00:44 war Schluss.

Da hebt sich die Stimme, die nach singendem DJ Bobo klingt, um den Refrain aufzubauen. Ich reisse mir die Kopfhörer vom Schädel. Wieso um alles in der Welt machen die das? Wieso so? Und überhaupt: Wieso lassen sie nicht Melanie Oesch den Refrain jodeln?

Zweiter Versuch

So schnell gebe ich nicht auf. Ich höre mir den ganzen Song an. Fünfmal hab ich mir vorgenommen. Ich höre ihn zehnmal am Stück. Das Lied könnte ja ein «Grower» sein.

Ist es aber nicht. Ich kann ihn zwar mitsingen und bin immer noch davon überzeugt, dass diese Idee nicht grundsätzlich zu verurteilen ist. Die Umsetzung könnte aber kaum platter sein.

Letzter Versuch

Da es mich zu interessieren beginnt, was mir an diesem Song einfährt wie eine in die Jahre gekommene Geisterbahn, höre ich «Reconcile» weiter in Schlaufe. Der Ansatz ist nicht im Geringsten der einer Christine Lauterburg, die in den 90er-Jahren traditionelle Volks- und moderne elektronische Musik verschmelzen liess.

«Reconcile» beschreitet keine neuen Wege. «Reconcile» provoziert nicht. «Reconcile» strapaziert. Meine Ohren.

Verschenkte Chance

«Reconcile» ist das Resultat einer komplett verschenkten Chance: Da trifft sich ein ziemlich begabtes Duo mit einer begnadeten Jodlerin. Hinter dem Mischpult sitzt mit Fred Herrmann einer der versiertesten Tontechniker der Schweiz. Und was schaut dabei heraus? Eine ziemlich fade Eurovision-Song-Contest-Nummer, die im besten Fall 20 Punkte einfahren würde.

Das ist keine Single, liebe Leute. Das ist maximal ein Füller. Ganz sicher kein Knüller.

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