Dass Lady Gaga nicht nur weiss, wie man sich in Szene setzt, sondern darüber hinaus eine wirklich begnadete Musikerin ist, wussten wir. Was die New Yorkerin gestern an der Grammy-Verleihung geboten hat, war einmal mehr grosses Pop-Kino.
Mit der Unterstützung von Gitarrist und Starproduzent Nile Rodgers, der auch Alben für Bowie produzierte, schoss Gaga eine Rakete voller Hits in den Himmel. Ein Dankeschön für das grosse Lebenswerk von David Bowie, der am 10. Januar 2016 verstorben ist.
Keine Angst vor grossen Songs
Es braucht einiges, sich an Bowie-Klassiker heranzumachen und diese dann noch in ein Medley zu packen. Gaga seilte sich von «Space Oddity», «Changes», «Ziggy Stardust», «Suffragette City» und «Rebel Rebel» über «Fashion», «Fame», «Under pressure» und «Let’s Dance» bis zu «Heroes» und interpretierte jeden Song auf ihre ganz eigene Art und Weise und doch gespickt mit Referenzen an den grossen Meister. Glaubwürdig, respektvoll, cool. Punkt.
Bowie unter der Haut
Gaga bereitete sich übrigens nicht nur musikalisch auf den Auftritt vor. Einen Tag vor ihrem Auftritt liess sich die knapp 30-Jährige ein David-Bowie-Tattoo stechen. Dass sie sich mit Bowie nur oberflächlich beschäftigen würde, kann man ihr also definitiv nicht vorwerfen. Wie teuer sie ihre Haut in diesem Fall verkauft hat, ist natürlich Ansichtssache. Mein Fall sind solche Aktionen nicht. Aber: Es ist zweifellos Promo auf allerhöchstem Level.
Jedem ein Stück vom Bowie-Kuchen
Natürlich ist Lady Gaga nicht die einzige, die zur Zeit Bowie und sein Werk ehrt. Bowie-Covers sind nach dem Tod des Jahrhundertkünstlers hoch im Kurs.
Beck interpretierte an der Pre-Grammy-Gala, zusammen mit den Nirvana-Mitgliedern Dave Grohl und Krist Novoselić, den Bowie-Song «The Man Who Sold The World» . Die Version war übrigens näher an der bekannten Unplugged-Version von Nirvana als am Original von David Bowie. Meiner Ansicht nach eine gelungene Sache.
Sophie Hunger wählte goldrichtigen Weg
Hin- und hergerissen bin ich jedoch, wenn ich mir den Auftritt von Sophie Hunger an den diesjährigen Swiss Music Awards anschaue. Hunger wählte einen goldrichtigen Weg, in dem sie den Song «Heroes» so nackt und sperrig wie möglich präsentieren wollte. Dies passt zu gewissen Schaffensphasen und Ansätzen eines David Bowie. Dazu braucht es Mut und Können und daran fehlt es Sophie Hunger ganz bestimmt nicht.
Wieso eine so erfahrene Sängerin einen solchen Song dann allerdings in einer ihr eher unbequemen Tonlage startet, ist mir schleierhaft. Das war definitiv nicht die beste Sophie Hunger, die wir je gesehen haben. Der Ansatz war perfekt – die Umsetzung nicht ganz so brillant. Und das wiederum ist schade, wenn es darum geht, einen Künstler, wie David Bowie zu ehren.