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«Whams "Last Christmas" schmeckt nach Dosenravioli» sagt Musikredaktor Gregi Sigrist
Legende: Whams «Last Christmas» schmeckt nach Dosenravioli, findet Musikredaktor Gregi Sigrist. Keystone

Musik-Blog «Last Christmas» schmeckt nach Dosenravioli

Ich mag die 80er. Auch Zeitreisen mag ich. Nur bitte nicht mit Whams «Last Christmas». Dieser Song schmeckt nach Dosenravioli und fühlt sich an wie Filme auf VHS schauen und «Winter Games» auf dem C64 spielen. Nicht schön.

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

Aber sicher habe ich Sinn für Nostalgie. Es ist einfach nur so, dass «Last Christmas» eine unglaublich schlechte Zeitmaschine ist.

Dieser Song zaubert mir keine guten alten Bilder in den Kopf. Er erinnert mich nicht an tolle Momente dieser Zeit. Läuft «Last Christmas», stelle ich nach wenigen Sekunden bloss fest, dass dieser Song unglaublich schlecht altert.

Warum «Last Christmas» ein schlechter Song ist

«Last Christmas» hat ein dermassen übel programmiertes Schlagzeug, dass ich mich kaum auf den Song an und für sich konzentrieren kann. Die Aufnahme ist so dumpf, dass ich nach zwei Takten in der Apotheke stehe, um mich mit allen dort erhältlichen Ohrentropfen einzudecken.

Ausserdem eiert die Aufnahme. Es fühlt sich jedesmal so an, als würde ich mir diesen Song auf einem Walkman mit schwachen Batterien anhören. Grässlich. Scheusslich. Entsetzlich. Ein Song, wie durch den Glühwein gezogen und vom Rentierschlitten überfahren.

Warum «Last Christmas» kein schlechter Song ist

«Last Christmas» löst, trotz den erwähnten Widerlichkeiten, bei vielen Leuten sehr viel aus. Wieso? Nun, es gibt offenbar viele Leute, die die widerliche Produktion ignorieren können und dadurch zum eigentlichen Song vorstossen, der einem durchaus im Ohr hängenbleiben kann. Er besteht praktisch nur aus Refrain.

Auch die Strophe und die Bridge ist auf dem Refrain aufgebaut. So schleicht sich dieser mir nur schwer erklärbare Langzeitheuler in die Gehörgänge von Weihnachtsfans und Nostalgiefanatikern ein und feiert Jahr für Jahr ein Revival.

Trotzdem ist «Last Christmas» ein schrecklicher Song. Vielleicht ein schrecklich guter. Aber dennoch ein schrecklicher.

Warum spielt SRF 3 «Last Christmas»?

Bleiben wir weihnachtlich. Stellt euch vor: Ihr habt einen Weihnachtsschmuckladen und ein paar eurer Mitarbeiter mögen kein Lametta. Nehmt ihr die Silberfäden dann aus dem Sortiment? Wirklich? Auch wenn ihr in eurem Geschäft tagtäglich Leute glücklich machen könnt, indem ihr nebst Christbaumkugeln, Bienenwachskerzen und Baststernen auch Lametta anbietet? Eben.

Frohe Festtage.

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