Merci, Spotify: Neu zeigt der Streaming-Dienst jedem auf Wunsch, welche Musiker er schon kannte, bevor sie Mainstream wurden. Genauer: Bei welchen der Musiker, die aktuell schon über 20 Millionen mal gestreamt wurden, man unter den ersten 15 Prozent war, die sie streamten.
«Found Them First» : Spotify möchte also, dass wir uns die Musik als eine Art Versteckis-Spiel vorstellen: Die coolsten Bands verstecken sich hinter Bäumen, und die Ersten, die sie finden, dürfen laut «gfunde!» rufen. So sollen wir uns das vorstellen, und nicht so, wie es eigentlich abläuft: Spotify schickt uns ja von einem Baum zum nächsten.
Wir haben mehr zufällig hinter einen Baum geschaut, etwas gefunden, und Spotify ruft: «Wenn dir das gefällt, schau auch hinter dem Baum gleich links davon nach.» So stossen wir beim Streamen immer wieder relativ zufällig auf neue Bands – viele davon Stangenware, wenige davon wahre Schätze.
So individuell wie McDonald's
Wer sich in seiner Individualität und Einzigartigkeit oder seinem Musikgeschmack bestätigt fühlt, weil er durch einen Spotify-Algorithmus als einer der Ersten zu einer Band hingeführt wurde, hätte bestimmt auch an diesen Neuerungen Freude:
H&M steckt dir ans neu gekaufte Karohemd einen Button «Worn it first», weil du zufälligerweise als Erster an die neu bestückte Stange im Laden herangelaufen bist. McDonalds setzt dir an der Kasse ein «Ate it first»-Käppli auf, weil du als Erster den neuen Mac-Irgendwas-Spezialburger bestellt hast. Ikea schickt Dir ein «Built it first»-Shirt, wenn du unter den ersten 15 Prozent warst, die das neue Billy-Regal zusammengebaut haben. Wär noch spassig, nicht?
Die Playlists unserer Moderatoren
Ob das Hemd auch wirklich schön ist, der Burger auch wirklich schmeckt, das Regal auch hält oder eben ob die schaurig früh entdeckte Band auch etwas taugt, ist dabei zweitrangig.
Musikhören als Wettbewerb
Klar, Spotify hat anderes zu tun als sich über die wahre Natur von Musikgeschmack und Individualität Gedanken zu machen: Spotify muss versuchen, sich im immer härter umkämpften Streamingmarkt gegen die neuen Mitbewerber wie Tidal oder Apple Music zu behaupten. Da ist eine Angeber-Funktion einen Versuch wert.
Der Vorteil für uns: Dank «Found Them First» sehen wir ab jetzt auf den sozialen Medien sofort, welche von unseren Kollegen glauben, dass es selbst bei den schönsten Dingen im Leben wie der Musik in erster Linie um Wettbewerb geht.
Übrigens: Um eure Wettbewerbsfähigkeit kümmert sich Spotify auf Wunsch natürlich auch grad selber und empfiehlt euch mit einer «eigens für euch» zusammengestellten Playlist Musiker, bei denen ihr jetzt noch zu den Ersten gehören könnt. Und entzieht so der neuen Funktion von vornherein auch noch das letzte bisschen Sinn.