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Musik-Blog YO K.O. Oh NO

Die Open-Air-Saison hat gerade erst begonnen und schon jetzt steht fest, wer für das schlimmste Konzert verantwortlich zeichnet: Yoko Ono und ihr grotesker Auftritt am Glastonbury-Festival. Musikredaktor Gregi Sigrist kann es nicht lassen, sich den Clip wieder und wieder anzusehen.

Sie ist die vielleicht umstrittenste Frau der Pop-Welt und mit 81 Jahren noch immer für eine Überraschung gut. Ihr Sohn Sean, so sagt sie gegenüber der Musikzeitschrift NME, habe sie zu diesem Auftritt überredet. Wieso sie sich - und uns - diesen Auftritt antut, bleibt jedoch offen. Ebenfalls nicht bekannt ist, was die Lennon-Witwe der amerikanischen Band Yo La Tengo bezahlt hat, damit die mit ihr dieses bereits jetzt bemerkenswerte Konzert bestritten hat.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Das Riff von «Don’t Worry Kyoko» - darüber müssen wir nicht diskutieren - ist Weltklasse. Es entstand 1969 mit Eric Clapton und John Lennon an der Gitarre, Klaus Voorman am Bass und Ringo Starr am Schlagzeug. Der Song landete dann als B-Seite auf John Lennons Single «Cold Turkey». Herausfordernd ist hingegen der Gesang. Doch während man bei der Original-Aufnahme über einen Kunstaspekt diskutieren kann, demonstriert die aktuelle Live-Version höchstens die öffentliche Entgleisung einer erstaunlich jung gebliebenen Provokateurin.

Der DJ-Bobo-Effekt

Obwohl mir der Mittschnitt von Yoko Onos Glastonbury-Ständchen körperliche und seelische Schmerzen bereitet, schaue ich mir den Clip unaufhörlich an. Ich kann nicht anders. Es ist wie bei einem DJ-Bobo-Auftritt im «ZDF Fernsehgarten»: Man will nicht hinsehen, muss es aber doch: Die Szenerie fesselt auf unangenehm faszinierende Weise.

Was will Yoko Ono damit? Was geht ihr durch den Kopf? Was denken sich die Musiker von Yo La Tengo auf der Bühne? Und ja, spätestens jetzt muss ich zugeben, dass mich die Performance-Künstlerin auf eine seltsame Art erreicht hat. Einmal mehr geht ihr Plan auf: Sie steht im Brennpunkt eines Disputs bei dem über Kunst und Musik gesprochen wird, obwohl es primär um Inszenierung und Provokation geht.

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