Wer sich nach der Single «Magic» vom neuen Album eine neue Sammlung grossformatiger Popsongs in bewährter Coldplay-Manier versprochen hat, wird enttäuscht: Die meisten Songs sind Skizzen, keine Ölgemälde.
Coldplay probieren - noch zaghaft - ein paar neue Dinge aus, tasten sich in eine Zukunft, die noch undefiniert erscheint: Mal in Richtung Bon Iver («Midnight»), mal mehr in Richtung Dance mit dem Avicii-produzierten und dennoch überraschend ruhigen «A Sky Full of Stars», mal weg vom Ohrwurmhaften mit der leicht schiefen Melodie von «True Love».
Angedeutete Experimente, die nach einer Band in einer Übergangsphase klingen und unweigerlich schon die Neugier auf das nächste Album wecken.
Kein Sommer-Soundtrack
Durch fast alle Songs von «Ghost Stories» zieht sich eine nachdenkliche, selbst für Coldplay-Verhältnisse traurige Grundstimmung - was nach der Trennung von Frontmann Chris Martin und seiner langjährigen Ehefrau Gwyneth Paltrow vielleicht nicht überrascht, musikalisch aber dennoch Fragen offen lässt.
Gerade eine Grosse-Gesten-Band wie Coldplay wäre ja durchaus in der Lage, Trauer und Schmerz in bittersüssen Grossleinwandsongs auszukosten. Stattdessen kommen gerade die traurigsten Songs reduziert und gedämpft daher.
Ihre emotionale Intensität drängt sich nicht auf, sondern bietet sich nur an. Wer etwas von diesen Songs haben will, muss daher ganz in sie versinken - am besten an einem Regentag auf dem Sofa, zurückgelehnt und mit geschlossenen Augen. Den Soundtrack zum Sommer muss man sich anderswo suchen.