Vorschusslorbeeren sind gefährlich. Ein Künstler kann unter dem immensen Erwartungsdruck zerbrechen und daran scheitern. Schön, wenn er es dann doch schafft, die Erwartungen zu erfüllen - so wie London Grammar.
Als ob Florence & The Machine und The XX mit zwei Hochgeschwindigkeitsbooten aufeinander knallten, fangen London Grammar jenen kurzen Augenblick des Aufpralls ein und kreieren so einen Sound, wie er den aktuellen Zeitgeist der heutigen Jugend nicht besser wiedergeben könnte.
Durch Mark und Bein
Sängerin Hannah Reid ist dabei Dreh- und Angelpunkt des London-Grammar-Sounds, bei welchem die The-XX-Vergleiche nicht von ungefähr kommen. Auch London Grammar sind entschleunigt und setzen auf einen zu grossen Teilen reduzierten Sound, welcher vom perfekten Zusammenspiel aus Reids fantastischer Stimme und dem gezielten Minimalismus der Band lebt.
I've heard it takes some time to get it right
Wo The XX aber in Dunkelheit und Pessimismus oft zu versinken drohen, gehen London Grammar einen anderen Weg. Die Schwere ist zuweilen erdrückend, doch lässt das Londoner Trio auch immer wieder Hoffnungsschimmer zu, welche dem Hörer ein Lächeln ins Gesicht zaubern: «I've heard it takes some time to get it right».
Das nächste Grosse Ding?
Superlative sind immer gefährlich - genauso wie Blicke in die Zukunft. London Grammar haben alles, was es braucht, um ganz gross zu werden. Ihre hypnotischen Songs schütteln den Hörer durch - und lassen ihn oft sprachlos zurück. Das Debütalbum «If You Wait» ist eine atemberaubende, beklemmend schöne Tour-de-Force durch die Gefühlswelt junger Menschen. Die Probleme und Ängste einer ganzen Generation werden zum Ausdruck gebracht.
London Grammar ist es zu wünschen, dass sie den Durchbruch schaffen. «If You Wait» ist ein Versprechen für künftiges Schaffen - und hoffentlich der Beginn einer grossen Karriere.