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Musik Super-Deluxe-Editions von Led Zeppelin – ein Kommentar

Einmal aufkochen, wiederkauen, neu einkleiden und teuer verkaufen bitte! Wiederveröffentlichungen berühmter Alben sind hoch im Trend: Ob Oasis, Miles Davis oder Led Zeppelin, der Wein bleibt meistens alt, einzig die Schläuche sind neu.

Eines vorweg, ich bin ein grosser Zep-Fan. Diese Band hat mich dazu gebracht, im zarten Alter von 13,5 Jahren die Haare wachsen zu lassen und Lederjacke zu tragen. Sie haben meine Jugend geprägt, meine Sicht- und Hörweise geschärft und mir unzählige Glücksmomente geschenkt: Ich erinnere mich, wie ich stundenlang in meinem Zimmer mit der Gibson-Les-Paul-Klampfe im Schoss dem alten Meister Jimmy Page nacheiferte.

Eben dieser Gitarrengott schickt sich nun an, die ersten drei Alben von Led Zeppelin neu zu mastern, alte unbekannte Demos, Fotos und Songs auszugraben und in superduperhypermega Deluxe-Box-Sets neu auf den Markt zu werfen. Schöne Idee Jimmy - nicht ganz neu - aber schöne Idee. Und wer hätte das gedacht: In ferner Zukunft sollen auch alle restlichen Alben im selben Stil neu veröffentlicht werden.

Neues Video – alte Aufnahmen

Pünktlich zum Re-Release der drei Alben wurde ein «neues» Video zu einem Rough-Mix (ohne Nachbearbeitungen) der 1969er-Single «Whole Lotta Love» geschnipselt. Extrem viel Neues ist da jedoch nicht dran, der Clip besteht aus lauter alten Videoaufnahmen von Live-Vorführungen des Rock-Knüllers. Ok, gut, zugegeben, das sehe ich mir dann for old time‘s sake doch noch gerne an, ich war ja damals nicht dabei…

Lass dich überraschen!

Was die Bonus-Discs der Wiederveröffentlichungen betrifft, wirft mich das nicht gerade vom Hocker. Nebst den neu gemasterten Tracks von« Led Zeppelin I» wird auf der Bonusscheibe ein Konzert aus 1969 geboten (Live at the Olympia in Paris, October 10th 1969). Sorry, kein Kaufargument, das Konzert steht schon seit drei Jahren auf Youtube:

Die Bonus-CDs der beiden Alben «Led Zeppelin II» und «Led Zeppelin III» warten auf mit ein, zwei scheinbar unbekannten Songs oder Interpretationen alter Bluessongs. Überdies versammeln sie eine ganze Handvoll «alternate mix»- und «studio outtake»-Versionen der Originale.

Ne, echt jetzt? Was für eine Überraschung! Himmel nochmal, aus irgendeinem Grund haben es diese Versionen eben nicht aufs Album geschafft, sicher nicht weil sie zu gut waren. Wer nun findet, ich gehe zu hart ins Gericht, bitteschön, kauft euch die überteuerten Super-Boxen und freut euch daran.

Ich meinerseits gehe jetzt nach Hause, greife ins Plattenregal, höre mir zur Linderung anbahnender Wutanfälle die Originalscheiben durch und lasse mir vielleicht auch die Haare wieder wachsen.

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