Robin Thicke hinkt seiner Hitsingle hinterher
Eine Single wie «Blurred Lines» ist ein Risiko: Nach einem so unwiderstehlichen Vorgeschmack kann ein Album nur enttäuschen. Sollte es jemand tatsächlich hinkriegen, zehn Songs mit solchen Endorphin-Grooves aneinanderzureihen, hätte er einen Meilenstein des Genres Sommer-Album geschaffen.
Haben Robin Thicke und seine Produzenten (u.a. Pharrell Williams, der auch die Single produzierte) aber nicht. Das Album mit demselben Titel, «Blurred Lines», ist ein sommerlich leichtes, aber auch oberflächliches und austauschbares Album. Neben ein paar guten Strandbar-Tanznummern mit generell anzüglichen Texten («Give It 2 U»), entspannten Cabrio-Songs («Top of the World») und einer schönen Schnulze («For The Rest Of My Life») enthält die Platte auch mehr als eine Liftmusik-Nummer: gleichförmig dahinplätschernde 0815-Funksongs ohne Wiedererkennungswert («Ooo La La», «Ain't No Hat 4 That», «Get In My Way»).
«Blurred Lines» ist kein Album, das neue Masstäbe setzt im Soul- und Funk-Pop oder an alte Massstäbe herankommt. Es ist im besten Fall ein Album, das einen Sommer lang Spass macht. (Was auch Spass macht: Zu sehen, wie Robin Thicke bei seinem Debut vor zehn Jahren aussah.)
Mayer Hawthorne ist seinem Zuhörer immer einen Schritt voraus
Anders Mayer Hawthorne: Seine Musik ist für den Soul-Pop, was jene von Musikern wie The Weeknd für den R&B ist. Nachdenkliche, elegante Songs für die entrückte Wolkenkratzer-Bar. Geschichten aus einsamer Distanz statt Kalauer aus der feucht-fröhlichen Mitte der Party.
Musikalisch ist Pharrells Handschrift deutlich zu hören: Statt relativ reinem 60s-Soul macht Hawthorne nun Soul-Pop mit einer Portion R&B, mit cleveren Arrangements und mit Melodien, die meistens eine Wendung mehr nehmen als man beim Zuhören erwartet.
Highlights - unter ausnahmslos guten Songs - sind «Her Favourite Song» (ein Duett mit der britischen Soul-Sängerin Jessie Ware), «Crime» (mit Gast-Rapper Kendrick Lamar) und der eigenwillige elektronische Track «Robot Love».