Einstein lag richtig: «Lange Haare minimieren die Notwendigkeit für den Gang zum Frisör». Gilt handkehrum auch für die Glatze. Trotz Frustpotenzial ist Haarverlust kein Grund, Popstarträume an den Nagel zu hängen. Es muss ja nicht gleich «Hair Metal» sein – mit nichts auf dem Kopf, hoch hinaus im Pop:
Superstars: von Pitbull bis Phil Collins
Pitbull Fans tragen Glatzenhüte, so würden sie «Teil einer Bewegung», sagt der US-Rapper und ergänzt: «Eine Glatze zu haben, ist eine tiefere Verbindung als die Musik».
Beweise, dass Popstar trotz Glatze geht, gibt’s einige: Phil Collins, Michael Stipe von R.E.M, Moby, Right Said Fred, Pet Shop Boys – und nicht zu vergessen: Thomas D der Fantastischen Vier, der übrigens vor seiner Musikkarriere eine Frisörlehre absolvierte.
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Bild 1 von 7. Neil Tennant von den Pet Shop Boys am Berlin Festival auf dem Flughafen Tempelhof, 2013. Bildquelle: GETTY / FRANK HOENSCH.
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Bild 2 von 7. Die irische Sängerin Sinead O'Connor im Amsterdamer Paradiso, 1988. Bildquelle: GETTY / PAUL BERGEN.
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Bild 3 von 7. Der Amerikanische Musiker Moby spielt das letzte Set auf der «Pyramid Stage» am Glastonbury Festival, 2003. Bildquelle: REUTERS / Toby Melville.
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Bild 4 von 7. Skin von der britischen Rockband Skunk Anansie performt in Warschau, 2011. Bildquelle: REUTERS / Peter Andrews .
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Bild 5 von 7. Phil Collins, Sänger und Schlagzeuger der britischen Band Genesis, in Rom, auf ihrer Reuniontour ohne ehemaligen Frontmann Peter Gabriel, 2007. Bildquelle: REUTERS / Darrin Zammit Lupi .
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Bild 6 von 7. US-Rapper Pitbull in Las Vegas, 2012. Bildquelle: REUTERS / TOBY MELVILLE.
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Bild 7 von 7. Michael Stipe von der US-Rockband R.E.M. am Paléo Festival, in Nyon, 2008. Bildquelle: KEYSTONE / MARTIAL TREZZINI.
Statement: von Skin bis Sinead O'Connor
Bei Frauen gilt langes Haar als stereotypes Symbol von Weiblichkeit und Attraktivität. Wenn Musikerinnen wie Sinead O'Connor oder Skin von Skunk Anansie ihre Haare millimeterkurz schneiden oder abrasieren, dann ist das nicht nur ein ästhetisches Stilmittel, sondern auch ein Akt der Rebellion gegen gesellschaftliche Erwartungen.
Die Mutter der weiblichen Glatze im Showbusiness ist vermutlich Grace Jones. Seit den 1970er-Jahren ist die Jamaikanerin für radikale Ästhetik und provokante Auftritte bekannt. Die Glatze ist Teil des androgynen, avantgardistischen Images, mit dem sie Geschlechterrollen und Schönheitsnormen unterläuft. So kann «oben ohne» also auch zum Symbol von Selbstermächtigung werden.
Skinheads: von der Glatze zum Ska
Die Skinhead-Subkultur entstand als Reaktion auf den sozialen Wandel und den Verlust traditioneller Arbeiterwerte im Grossbritannien der späten 1960er-Jahre. Sie war keine blosse Modeerscheinung, sondern ein weit verbreiteter Ausdruck von Arbeiterstolz, Gemeinschaft und Widerstand gegen den Mainstream – mit Reggae, Ska und später Oi! als Soundtrack.
Der Look war klar, kantig und bewusst (Dr. Martens Boots, Hosenträger und Glatze) als Abgrenzung zur konsumorientierten Gesellschaft gewählt. In den 1980er-Jahren wurde die Bewegung musikalisch vielfältiger, aber auch politisch gespalten. Während einige Skinheads in rechtsextreme Kreise abrutschten, kämpften andere entschieden gegen Rassismus.
Skurriles: von singenden Mönchen und Detektiven
Die Glatze als Konzept: Obwohl ihr Haupthaar füllig wucherte, schnitten sich The Monks für die Bühne namensgerechte Tonsuren oder Mönchsringe. Die «Anti-Beatles» formierten sich in den 1960er-Jahren aus fünf in Deutschland gestrandeten US-Ex-Soldaten und beeinflussten mit ihrem rohen Garage-Rock Bands wie Can, Amon Düül, Guz oder The Monsters.
Zum charismatischsten Glatzkopf der 1970er-Jahre: Telly Savalas, der in der Rolle des New Yorker Polizisten Theo Kojak brillierte. Sein Einsatzgebiet beschränkte sich nicht nur auf Manhattan, auch James Bond legte er das Handwerk als Blofeld. Gehört eigentlich nicht in diesen Artikel, wäre da nicht der Nummer-1-Hit «Some Broken Hearts Never Mend», den Telly Savalas 1981 in die Charts beförderte.
Die Glatze in der Popmusik ist demnach sogar mehr als eine Frisur – sie steht je nach Kontext für Rebellion, Intellekt, Spiritualität, Understatement oder pure Coolness. Von politischen Statements bis zur bewussten Stilentscheidung wurde sie immer wieder neu aufgeladen.