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Senkrechtstarter bei der Gen Z Yungblud – junges Blut für alte Rockhelden

Nach Ozzy Osbourne und Mick Jagger kollaborieren auch Aerosmith auf ihren neuen Songs mit dem britischen Senkrechtstarter Dominic Harrison alias Yungblud. Dieser fordert schon seit einiger Zeit einen Platz am Tisch der «Grossen». Ist Yungblud der erste Rockstar für die Generation Z?

Nun singt er also auch mit Steven Tyler. Yungblud, der 28-jährige Nordengländer, dessen letzte drei Alben in England allesamt auf Platz 1 der Charts gingen, hilft auf der neuen EP auch Aerosmiths leicht stotternden Motor wieder in Fahrt zu bringen.

Yungblud (links) mit Steven Tyler & Joe Perry von Aerosmith
Legende: Yungblud (links) mit Steven Tyler & Joe Perry von Aerosmith Keystone

Den ganz grossen Moment hatte Yungblud diesen Sommer beim Abschiedskonzert für Ozzy Osbourne in Birmingham. Seine Performance des Black-Sabbath-Songs «Changes» katapultierte ihn mitten in die Rock-Ruhmeshalle und ins öffentliche Mainstream-Bewusstsein.

Plötzlich redeten auch gestandene Rock-Existenzen von diesem mitreissenden jungen Mann, der wie geschaffen scheint für die ganz grosse Bühne. Van Halen-Sänger Sammy Hagar sagte nach dem Auftritt: «Yungblud ist der nächste Rock-Superstar.»

Umgeben von Rock-Opas

Natürlich kam Yungbluds Auftritt in Birmingham nicht aus heiterem Himmel. Mit Ozzy Osbourne verband ihn schon vorher eine Art grossväterliche Freundschaft. Auch Mick Jagger rief schon an und holte ihn bei einem Londoner Auftritt für «Jumping Jack Flash» auf die Bühne. Diese Omnipräsenz sorgte auch für Kritik in der Rockwelt. The-Darkness-Sänger Justin Hawkins: «Yungblud scheint sich als natürlicher Erbe des Ozzy-Vermächtnisses positioniert zu haben, ohne etwas damit zu tun zu haben.» Das Tauschgeschäft scheint ideal: Der Junge umgibt sich mit Rocklegenden, die Alten erschliessen sich ein junges Publikum.

Echt oder gekünstelt?

Den Vorwurf der fehlenden Authentizität musste sich Yungblud schon früher anhören. In einem Interview mit Loudersound sagte er: «Die letzten vier Jahre haben die Leute entweder meine Echtheit infrage gestellt oder mich bis zur Erdrückung geliebt.» Tatsächlich spielte Yungblud seit seinem Karrierestart 2018 schon diverse Rollen: Punk, Pop, Gothic, Glam – dazu genderfluides Role-Model, das sich selbst als Pansexuell bezeichnet. Ein bisschen viel auf einmal?

Genderfluider Rockstar: Yungblud am Reading Festival 2021
Legende: Genderfluider Rockstar: Yungblud am Reading Festival 2021 Keystone

Dominic Harrison wuchs als Sohn eines Musikers und Gitarrenladenbesitzers in Doncaster auf, spielte schon als Dreijähriger Gitarre und liebte die Rockplatten seiner Eltern: Queen, David Bowie, Black Sabbath. Seine Musikkarriere begann, als er mit 17 nach London zog. Während seine frühere Alben einen Mix aus Pop, Punk und Hip-Hop boten, markierte sein jüngstes Werk «Idols Pt. 1» im Frühjahr 2025 ein Bekenntnis zum Rock. Schon die erste Single war ein neunminütiges Feuerwerk im Geiste von Aerosmith oder Queen. Der Rest des Albums ist nur unwesentlich weniger ambitioniert.

Mit dem «Bludfest» hat Yungblud dieses Jahr ein eigenes Festival lanciert, das laut eigenen Angaben Themen wie Inklusion, Individualität und Gemeinschaft ins Zentrum stellt und den steigenden Ticketpreisen entgegenwirkt.

GenZ-Rockstar

Für eine Generation, die mit vielen Krisen und einer beispiellosen Informationsüberflutung aufwächst, ist das Bild des unantastbaren Rockstars uninteressant. Yungblud gibt sich - ähnlich wie andere GenZ-Ikonen wie Billie Eilish oder Lewis Capaldi - verletzlich. Soeben hat er all seine Konzerte bis Ende Jahr abgesagt, aus gesundheitlichen Gründen. In einer Zeit, in der der Begriff «Rockstar» wie ein Relikt der Vergangenheit wirkt, lässt Yungblud dieses Genre auf seine Weise aufleben.

SRF 3, 21.11.25, 09.15 Uhr

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