Das «Pooo-Po-Po-Po-Po-Pooo-Pooo»-Gegröle gehört seit 15 Jahren zu Fussballspielen wie Pyrorauch im Gesicht und verschüttetes Bier auf der Hose. Die meisten Fans wissen wahrscheinlich gar nicht, woher diese Melodie stammt. Man schreit sie halt im Chor. Das ist einfach so.
Aber bevor sie zum integralen Bestandteil jedes Stadionbesuchs geworden ist, war sie ein simples, jedoch geniales und unverschämt eingängiges Gitarrenriff.
Zu hören ist dieses im Song «Seven Nation Army» von The White Stripes; das zugehörige vierte Studioalbum «Elephant» ist vor ziemlich genau 20 Jahren erschienen. Indie-Kids, Musik-Kritiker und Alternative-Anhängerinnen feierten den treiben Track des US-amerikanischen Duos, der gar für ein kleines Garage-Rock-Revival sorgte. Ein Welthit war er aber noch lange nicht – dafür brauchte es ein paar betrunkene Belgier und eine Fussball-Sensation.
Von der Champions League zur Weltmeisterschaft
Im Herbst 2003 kickt Underdog Brügge in Italien gegen Platzhirsch Milan. Vor der Champions-League-Partie stimmen sich belgische Fans in einer Bar ein, aus den Boxen scheppert «Seven Nation Army». Die Gruppe grölt das Riff mit und stimmt es später auch während des Spiels an. Brügge triumphiert, der Gesang wird zum Soundtrack dieses Sieges und bald darauf zum Theme-Song des Clubs. Wenn Brügge daheim ein Goal macht, donnert das Stück aus den Stadionlautsprechern .
Auf dem heimischen Platz tritt Brügge Anfang 2006 gegen Rom an – und verliert 2:1. Vielleicht zum Spott, sicher aber aus Freude sind es nun Roms Anhängerinnen und Anhänger, die «Pooo-Po-Po-Po-Po-Pooo-Pooo» aus voller Kehle schreien und den Song zurück nach Italien bringen.
Bei der Weltmeisterschaft in Deutschland einige Monate später ist er bereits zur inoffiziellen Hymne der italienischen Nationalmannschaft avanciert. Als diese den Pokal holt, infizieren die feiernden Azzurri den Rest der Welt mit dem «Seven Nation Army»-Virus.
Mehr als «Seven Nation Army»
In die hiesige Hitparade schaffte es der Gitarren-Knaller erst zwei Jahre später, 2008, pünktlich zum Final der Fussball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz. Er kletterte bis auf Platz drei und verhalf sogar dem zugehörigen Album «Elephant» zu einem kurzen Charts-Comeback.
Die Platte hat aber weit mehr als ihren weltberühmten Opener zu bieten. Zum Beispiel den bedrohlich stampfenden Banger «The Hardest Button to Button». Oder das überlange Blues-Brett «Ball and Biscuit». Oder das unheimliche, zigarettenrauchige «In the Cold, Cold Night», wo Meg White ausnahmsweise ganz ohne Jack White singt.
Darüber, über die jüngste Kontroverse um Drummerin Meg und über Jacks Obsession mit der Zahl Drei diskutieren Dominic Dillier, Gisela Feuz und Luca Bruno von der SRF-Musikredaktion in der neusten Ausgabe des Sounds!-Talk-Podcasts zum 20-Jahr-Jubiläum von «Elephant» – nachzuhören ganz oben in diesem Artikel.