Seine Musik hat ihn, den vielzitierten Tiefgang. Der Zürcher Tobias Carshey setzt mit dem Album «Semicolon» nicht nur musikalisch ein Zeichen: Das Semikolon – oder einfacher: der Strichpunkt – ist auf sein Handgelenk tätowiert. Das Tattoo hat eine tiefere Bedeutung, ist ein Zeichen der Solitarität für Menschen mit Selbstmord-Gedanken, Depressionen und seelischen Problemen.
Für die Video-Challenge ins Tattoo-Studio
Für die Video-Challenge hat das SRF 3 Best Talent im Oktober genau den Platz gewählt, wo dieses Zeichen verewigt wird: im Tattoo-Studio. Das geht einerseits optisch unter die Haut, andererseits ist da die Stimme und das Gefühl, der Tiefgang und die Leichtigkeit mit dem der Singer/Songwriter seinem Song «Skin» Leben einhaucht – das geht doppelt unter die Haut – mal so, mal so.
Raum für Optimismus
Das hört sich nach schwerer musikalischer Kost an, ist es aber nicht unbedingt. Der 34-jährige Singer/Songwriter packt Schwere und Melancholie zwar in seine Texte, lässt aber der Musik Raum für Hoffnung und Optimismus.
Tobias Carshey weiss nicht nur, was gute Songs brauchen. Er weiss auch, was sie nicht brauchen. Resultat: Exzellentes Songwriting und perfekte Instrumentierung. Carshey glänzt mit dynamischen Songs, die Luft zum Atmen haben.
Das Album ist quasi die Fortsetzung des Debüts «Bye Bye» aus dem Jahr 2015, erklärt Tobias Carshey. «Das letzte Album hat für mich die Essenz nicht herausgekitzelt oder die Botschaft nicht so rübergebracht, wie ich wollte.»
Musik als Gesprächsanstoss
Die aktuelle Platte «Semicolon» ist entsprechend ein neuer Anlauf, subtil auf das Thema aufmerksam zu machen. Das SRF 3 Best Talent vom Oktober steht dazu, dass er selber an Depressionen leidet. Es ist ihm ein Anliegen, einen Gesprächsanstoss zu geben. «Das Album «Semicolon» ist das Beste, das ich je gemacht habe. Mit ihm bin ich irgendwie angekommen», sagt er.
Tobias Carshey singt Songs aus dem Herzen. Einen Beipackzettel beim Anhören benötigt man nicht: Er ist alles andere als ein wandelndes, singendes Klischee des traurigen Singer/Songwriters. Seine Musik ist erdig, intim, persönlich, verletzlich und strahlt in ihrem wunderschönen Folk-Pop-Kleid.
Und wenn sie zu schwer wird, dann setzt er Gegensteuer: «Ich mag dreckige Witze und erzähle die zum Teil auch auf der Bühne. Dieses Wechselspiel zwischen Humor und Traurigkeit hat mich immer ausgemacht.»
Aus dem Studio direkt ins Herz
Unser SRF 3 Best Talent vom Oktober war selbstverständlich auch im Studio zu Gast – live bei Hana Gadze hat er seinen Song «Almond Eyes» zum Besten gegeben. Und bei uns eine Achterbahn im Bauch ausgelöst.
Früher in Bands, jetzt solo
Der frühere Frontmann von Zürcher Bands wie Strozzini oder What Josephine Saw ist seit einigen Jahren solo unterwegs. Er ist Vollblutmusiker und lebt davon. Als Gesangs- und Gitarrenlehrer verdient er die Hälfte seines Auskommens. Ab und an ist er zudem mit anderen Musikern auf der Bühne oder im Aufnahmestudio.
Ohne Musik geht es nicht, sagt Tobias Carshey. Selbst in den Ferien muss die Gitarre mit, sonst werde er hibbelig und komme nicht zur Ruhe.