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Musik Unsere Angst vor Schweizer Popstars

Die Schweiz war noch nie Weltmeister im Abfeiern ihrer eigenen Künstler. Ein Klick auf Facebook, ein wohlwollendes Kopfnicken, verhaltenes Klatschen – solche Gesten liegen drin – bedingungsloser Fanatismus gehört aber nicht ins Repertoire der Sympathiebekundungen für einheimisches Musikschaffen.

Dabei gäbe es durchaus Figuren der hiesigen Popszene, die kein Problem damit hätten von ihren Fans auf Händen getragen zu werden. Dies zeigt die Zürcherin Evelinn Trouble in ihrem neuen Hochglanz-Videoclip «Never Came Around».

Evelinn Trouble macht verhalten auf Madonna – bleibt dabei aber vertrackt und sie kann singen. Sie flirtet mit Lady Gaga – verliert sich dabei aber nicht im Look. Die Musik liegt der 24jährigen im Blut – die Performance reift – der Draht zum Publikum ist eher dürftig. Eigentlich gute Aussichten für eine grosse Karriere: Musikalisch überzeugend, ein angetönter Hang zur grossen Inszenierung, leicht arrogante Ausstrahlung. STOPP! schreit das Schweizer Publikum. Schliesslich wollen wir in unserem Land unseren Stars auf gleicher Augenhöhe begegnen. Eigentlich erstaunlich, dass in den Schweizer Musikklubs überhaupt Bühnen aufgebaut werden.

Sie ist keine Heidi Happy, die ihr Publikum mit zuckersüssem Pop und Rehaugen im Sturm eroberte. Sie ist keine Sophie Hunger, die mit ihrem leicht ausserirdischen Wesen und doch so lebensnahen Songs die Zuschauer fasziniert. Evelinn Trouble eckt an – geht auf Distanz – sucht ihren künstlerischen Ausdruck und erntet dabei nicht nur Lob. Vielleicht können Popstars mit alternativem Ansatz in der Schweiz geboren werden. Richtig wachsen und gross werden lässt man sie hierzulande aber kaum. Vielleicht tönte Evelinn Trouble im CH-Special vom 2. Februar 2013 auch deshalb an, dass sie plane nach London zu ziehen.

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