In der Schweiz gibt es 35 verschiedene Stechmücken. Tobias Suter befasst sich am Schweizerischen Tropeninstitut mit der Biologie von Stechmücken und weiss so ziemlich alles über die Insekten.
Werden gewisse Leute öfters gestochen?
«Das ist auf jeden Fall so», weiss Suter. Drei Faktoren können beeinflussen, ob eine Person mehr oder weniger gestochen wird. Erstens, der Körpergeruch. Im Schweiss und in unserem Hautfilm hat es Milchsäure und Ammoniak. Diese werden von Bakterien produziert. Unsere Gerüche sind sehr individuell und Mücken haben ihre Vorlieben.
Der zweite Faktor ist das Kohlenstoffdioxid, das wir ausatmen. Personen, die grösser sind, übergewichtig, gerade Sport getrieben haben oder schwanger sind, produzieren mehr davon. CO₂ ist für Mücken attraktiv. Und drittens ist auch die Körpertemperatur ein Faktor. Mücken mögen es warm.
Spielt die Blutgruppe eine Rolle?
«Am viel zitierten süssen Blut oder am Blutzuckerspiegel ist nichts dran», erklärt Suter. Oft hört man auch, dass die Blutgruppe entscheidend sei, ob eine Person mehr gestochen wird oder nicht. Doch dazu gäbe es wissenschaftlich keine schlüssigen Resultate, so Suter.
Wie steht es um den Alkoholkonsum von Menschen und Mücken?
Der Alkohol im menschlichen Blut hat per se keinen anziehenden Effekt. Doch wenn man Alkohol trinkt, dann steigen der Blutdruck und die Körpertemperatur. Zudem atmet man womöglich auch mehr CO₂ aus. Dies wiederum sind die Faktoren, die zu einer höheren Attraktivität für Stechmücken führen.
Wer trinkt, wird vielleicht also eher von einer Stechmücke auserkoren. Es sei denn, die Mücke ist selbst betrunken. Das sei theoretisch möglich, weiss Mücken-Experte Suter. Kostet eine Mücke von einer vergorenen Frucht, könne das zu einer Art Betrunkenheit führen, die Einfluss auf das Flugverhalten des Insekts habe.
Aber stechen eigentlich alle Stechmücken?
Nein! Nur die Hälfte. Nur weibliche Mücken stechen uns und saugen unser Blut. Sie benötigen die Proteine und das Eisen aus dem Blut, um Eier zu bilden und sich fortzupflanzen. Die Männchen könnten uns gar nicht stechen. Ihnen fehlen die anatomischen Voraussetzungen. Sie haben keinen Stechapparat.
Die Hauptnahrungsquellen von Mücken ist also nicht menschliches Blut, sondern pflanzlicher Zuckersaft und Nektar.
Wie kann ich männliche und weibliche Mücken unterscheiden?
Tendenziell sind Weibchen etwas grösser als Männchen. Doch der markanteste Unterschied sind die Antennen. Mit einem geübten Auge sieht man, dass diejenigen der männlichen Mücken viel buschiger sind. Sie sehen aus wie Bäumchen.
Wie finden uns die Mücken überhaupt?
Mücken können aus grosser Distanz feststellen, wo wir uns befinden. Es dürften circa 50 Meter sein, so Suter. Mücken sind vollgepackt mit Sensoren. Sie erkennen das CO₂, das wir ausatmen und fliegen dann quasi in der «CO₂-Wolke» der Quelle entgegen. Lichtquellen würden zwar generell Insekten anziehen, so Suter, aber bei den Mücken sei das CO₂ der wichtigere Faktor.
Später kann uns eine Mücke dann durchaus auch sehen. Und in der Nähe spielen dann unsere Ausdünstungen und die Körpertemperatur eine gewichtige Rolle. Mücken haben zwar keine Nase im klassischen Sinn, aber diverse Geruchsrezeptoren auf ihren Antennen und Beinen, mit denen sie uns riechen können.
Was hat das nervige Surren für einen Zweck?
Mücken bewegen ihre Flügel bis zu 600 Mal pro Sekunde. Anhand der Flügelfrequenz können sich männliche und weibliche Mücken finden. Wenn sich zwei Geschlechtspartner annähern, synchronisieren die Männchen ihren Flügelschlag mit dem der Weibchen. Dies ist ihr Liebestanz und läutet die Paarung der Stechmücken ein.