«079» – wer denkt, hier wird eine Handynummer diktiert, gehört zu den wenigen, die nicht direkt den Ohrwurm von Lo & Leduc im Kopf haben.
Im Sommer 2018 lieferten die Berner damit den absoluten Sommerhit und standen ganze 21 Wochen an der Spitze der Schweizer Single-Hitparade. Im Jahr 2020 zog der Song «Jerusalema», der die halbe Welt zum Tanzen brachte, mit «079» gleich.
Nun wissen wir: Der Rekord von «079» und «Jerusalema» ist gebrochen. Und zwar von der Pop-Ballade «Ordinary» des Kaliforniers Alex Warren.
So «ordinary» wie's nur geht
«Das einzig Ungewöhnliche an diesem allzu gewöhnlichen Song ist, dass er sich so lange an den Charts-Spitzen hält», sagt Claudio Landolt aus der SRF-Musikredaktion. Erklären lasse sich das nur bedingt: «Es muss an der weltweiten Flaute im Popgeschäft liegen. Zudem war Alex Warren als Influencer (bei The Hype House) schon mal berühmt und weiss, wie man Hypes kreiert.»
Ist der Song schlecht? Nein. Aber die Popwelt hat damit ein neues Level an Langweiligkeit erlangt.
Den Hauptgrund für diesen ausserordentlich langanhaltenden Erfolg vermutet Landolt aber im Songtitel selbst: «Ordinary ist so gewöhnlich und störungsfrei, dass ein Ed-Sheeran-Song daneben sperrig wirkt. Damit landet Warren automatisch auf jeder Mainstream-Radio-Playlist. Ist der Song schlecht? Nein. Aber die Popwelt hat damit ein neues Level an Langweiligkeit erlangt.»
Vertraut und emotional
Auch Joel Grolimund, der bei SRF 3 die Hitparade moderiert, spricht von der aussergewöhnlichen Vertrautheit des Songs. Ausserdem erzähle er eine Geschichte, die berührt – denn den Song hat Warren für seine Frau geschrieben. Und nicht zuletzt: «Der Refrain geht einem irgendwann nicht mehr aus dem Kopf», sagt Grolimund.
Welche Gründe auch immer dafür sprechen: «Ordinary» wird rauf und runter gehört – und das über Generationen hinweg. Eine Ablösung an der Spitze der Charts ist jedenfalls nicht in Sicht.