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Drei junge Menschen gehen lachend über einen Waldweg.
Legende: Spontan in die Ferien oder am Abend ausgehen Die Menschen heute sind spontaner als früher, zeigt eine Studie der deutschen Stiftung für Zukunftsfragen. Von 100 Befragten gibt knapp die Hälfte an, mindestens einmal pro Woche etwas nach Lust und Laune zu tun. Colourbox

Pläne über Bord werfen Wie die Persönlichkeit unsere Spontanität beeinflusst

Spontanität liegt manchen Menschen mehr als anderen. Das hängt mit der Persönlichkeit und den Lebensumständen zusammen.

Der Dezember ist für viele Menschen eine wunderschöne – aber stressige Zeit. Die Adventszeit ist oftmals voll mit Terminen. Gleichzeitig möchte man für seine Liebsten das perfekte Geschenk auswählen. Da bleibt wenig Raum für spontane Unternehmungen. Aber was beeinflusst unsere Spontanität überhaupt? Die Persönlichkeitspsychologin Wiebke Bleidorn gibt Antworten.

Wiebke Bleidorn

Persönlichkeitspsychologin

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Wiebke Bleidorn ist Professorin für Differenzielle Psychologie und Diagnostik an der Uni Zürich. Zudem präsidiert sie die Association for Research in Personality und ist Mitherausgeberin des Journals of Personality and Social Psychology.

In ihrer Forschung beschäftigt sie sich damit, wie, wann und warum sich unsere Persönlichkeit während des Lebens verändert. Ihre Erkenntnisse haben bewiesen, dass Persönlichkeitsmerkmale sich bis ins hohe Alter verändern können.

Psychologisches Institut UZH

Offene Menschen sind spontaner

Ein Treffen im Voraus vereinbaren? Für spontane Menschen ein Ding der Unmöglichkeit. Andere Menschen hassen es, ihre Pläne über Bord zu werfen. Dass die Menschen in Bezug auf Spontanität so unterschiedlich ticken, hängt zum Teil mit ihrer Persönlichkeit zusammen, sagt Wiebke Bleidorn. «Personen, die einen höheren Selbstwert haben und sich selbst gut leiden können, trauen sich eher zu, auf ihr Bauchgefühl zu hören.»

Auch wer offen und neugierig ist, wird seine Pläne eher ändern und sich spontan auf etwas einlassen. Gesellige Menschen sind ebenfalls spontaner: «Sie sind eher geneigt, mal etwas mitzumachen, auf andere zu hören und so ihre sozialen Pläne zu ändern.» Gewissenhafte und ängstliche Menschen haben mehr Mühe, spontan zu sein.

Persönlichkeit ist nicht alles

Persönlichkeitsmerkmale können Spontanität zwar begünstigen, die Umstände müssen aber stimmen. «Junge Eltern haben beispielsweise sehr viele Verantwortlichkeiten und können sich abends nicht einfach entscheiden, spontan auszugehen – sie müssen planen.»

Männer trauen sich eher zu, eine schnelle Entscheidung zu treffen.
Autor: Wiebke Bleidorn Persönlichkeitspsychologin

Es überrascht daher nicht, dass junge Erwachsene (18 - 24 Jahre) und Pensionierte (65 - 75 Jahre) laut einer Studie der deutschen Stiftung für Zukunftsfragen am spontansten sind. Mindestens ein Mal in der Woche spontan etwas zu tun, worauf sie gerade Lust haben – das kommt in diesen Altersgruppen am häufigsten vor.

Nebst den Lebensumständen spielen die Ressourcen eine wichtige Rolle. Wer genug Geld hat, kann es sich leisten, spontan eine Babysitterin oder einen Babysitter anzuheuern.

Frauen sind zögerlicher beim Daten

Apropos Babysitterin oder Babysitter anheuern: Wenn es ums Daten geht, mögen es Männer spontaner als Frauen. Auf dieses Ergebnis kommt eine Befragung der Dating-Plattform Lovoo aus dem Jahr 2019. Dafür wurden rund 6'800 Nutzerinnen und Nutzer im deutschsprachigen Raum befragt. Rund 37 Prozent der befragten Männer geben an, dass sie sich schon ein paar Tage nach dem Kennenlernen verabreden möchten.

Frauen sind da zögerlicher: Ein Viertel der befragten Frauen warten länger als zwei Wochen, bis sie sich auf ein Date einlassen. Sie möchten zuerst wissen, mit wem sie es zu tun haben und ob sich ein Treffen überhaupt lohnt.

Laut Bleidorn könnte das mit dem grösseren Selbstwert der Männer zu tun haben: «Das würde dazu passen, dass Männer sich eher zutrauen, eine schnelle Entscheidung zu treffen – ob die gut oder schlecht ist, das ist eine andere Frage.»

Spontanität ist wichtig

Spontanität sei im Grunde etwas Positives, sagt Bleidorn. «Wenn ich aber nicht mehr vorhersagbar bin, mich jedes Mal umentscheide und für andere überhaupt nicht planbar bin – ist das sicher nicht gut.» In einem gesunden Mass ist spontanes Handeln aber eine wichtige Eigenschaft: Wir erlauben uns damit, auch mal etwas Schönes für uns selbst zu tun und von den Plänen abzuweichen.

Und wer spontan entscheidet, handelt sogar grosszügiger. Das hat ein Experiment von US-Forschenden der Harvard-Universität gezeigt.

Grosszügigkeit hat mit Timing zu tun

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In einem Experiment mit etwa 2000 Teilnehmenden haben Forschende der Harvard-Universität im US-amerikanischen Cambridge untersucht, wie Grosszügigkeit und intuitives Handeln zusammenhängen. In einem ersten Versuch wurden die Teilnehmenden in Vierergruppen unterteilt. Jede Person hatte maximum 50 Cent zur Verfügung und musste mindestens einen Teil davon in einen Gemeinschaftstopf geben. Der Inhalt des Topfes wurde anschliessend gleichmässig an die vier Spieler verteilt. Wer nur kurze Zeit für die Entscheidung hatte, gab im Schnitt mehr Geld in den Topf. Auch jene Menschen, die im Alltag zögerlicher sind, mussten unter Zeitdruck entscheiden. Und auch bei ihnen führte der Zeitdruck zu einer grosszügigeren Entscheidung – und somit zu mehr Gemeinschaftssinn.

Radio SRF 3, 6.12.2023, 7.10 Uhr; Morgensendung

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