Der Dezember ist für viele Menschen eine wunderschöne – aber stressige Zeit. Die Adventszeit ist oftmals voll mit Terminen. Gleichzeitig möchte man für seine Liebsten das perfekte Geschenk auswählen. Da bleibt wenig Raum für spontane Unternehmungen. Aber was beeinflusst unsere Spontanität überhaupt? Die Persönlichkeitspsychologin Wiebke Bleidorn gibt Antworten.
Offene Menschen sind spontaner
Ein Treffen im Voraus vereinbaren? Für spontane Menschen ein Ding der Unmöglichkeit. Andere Menschen hassen es, ihre Pläne über Bord zu werfen. Dass die Menschen in Bezug auf Spontanität so unterschiedlich ticken, hängt zum Teil mit ihrer Persönlichkeit zusammen, sagt Wiebke Bleidorn. «Personen, die einen höheren Selbstwert haben und sich selbst gut leiden können, trauen sich eher zu, auf ihr Bauchgefühl zu hören.»
Auch wer offen und neugierig ist, wird seine Pläne eher ändern und sich spontan auf etwas einlassen. Gesellige Menschen sind ebenfalls spontaner: «Sie sind eher geneigt, mal etwas mitzumachen, auf andere zu hören und so ihre sozialen Pläne zu ändern.» Gewissenhafte und ängstliche Menschen haben mehr Mühe, spontan zu sein.
Persönlichkeit ist nicht alles
Persönlichkeitsmerkmale können Spontanität zwar begünstigen, die Umstände müssen aber stimmen. «Junge Eltern haben beispielsweise sehr viele Verantwortlichkeiten und können sich abends nicht einfach entscheiden, spontan auszugehen – sie müssen planen.»
Männer trauen sich eher zu, eine schnelle Entscheidung zu treffen.
Es überrascht daher nicht, dass junge Erwachsene (18 - 24 Jahre) und Pensionierte (65 - 75 Jahre) laut einer Studie der deutschen Stiftung für Zukunftsfragen am spontansten sind. Mindestens ein Mal in der Woche spontan etwas zu tun, worauf sie gerade Lust haben – das kommt in diesen Altersgruppen am häufigsten vor.
Nebst den Lebensumständen spielen die Ressourcen eine wichtige Rolle. Wer genug Geld hat, kann es sich leisten, spontan eine Babysitterin oder einen Babysitter anzuheuern.
Frauen sind zögerlicher beim Daten
Apropos Babysitterin oder Babysitter anheuern: Wenn es ums Daten geht, mögen es Männer spontaner als Frauen. Auf dieses Ergebnis kommt eine Befragung der Dating-Plattform Lovoo aus dem Jahr 2019. Dafür wurden rund 6'800 Nutzerinnen und Nutzer im deutschsprachigen Raum befragt. Rund 37 Prozent der befragten Männer geben an, dass sie sich schon ein paar Tage nach dem Kennenlernen verabreden möchten.
Frauen sind da zögerlicher: Ein Viertel der befragten Frauen warten länger als zwei Wochen, bis sie sich auf ein Date einlassen. Sie möchten zuerst wissen, mit wem sie es zu tun haben und ob sich ein Treffen überhaupt lohnt.
Laut Bleidorn könnte das mit dem grösseren Selbstwert der Männer zu tun haben: «Das würde dazu passen, dass Männer sich eher zutrauen, eine schnelle Entscheidung zu treffen – ob die gut oder schlecht ist, das ist eine andere Frage.»
Spontanität ist wichtig
Spontanität sei im Grunde etwas Positives, sagt Bleidorn. «Wenn ich aber nicht mehr vorhersagbar bin, mich jedes Mal umentscheide und für andere überhaupt nicht planbar bin – ist das sicher nicht gut.» In einem gesunden Mass ist spontanes Handeln aber eine wichtige Eigenschaft: Wir erlauben uns damit, auch mal etwas Schönes für uns selbst zu tun und von den Plänen abzuweichen.
Und wer spontan entscheidet, handelt sogar grosszügiger. Das hat ein Experiment von US-Forschenden der Harvard-Universität gezeigt.