Während sich in der Schweiz dutzende Schulkinder auf die Weihnachtsferien freuen, haben weltweit mehrere hundert Millionen Kinder nur geringe Bildungschancen. Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, schätzte die Zahl im Jahr 2021 auf 473 Millionen Kinder und Jugendliche, die nicht zur Schule gehen konnten. Aber auch landesintern haben nicht alle Buben und Mädchen die gleichen Chancen, wie der Blick in die USA sowie nach Thailand, Kenia und Rumänien zeigt.
USA: alternativloser Highschool-Abschluss
Geht es um Bildung, sind die USA kein Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wer nicht bis zum 18. Lebensjahr durchhält und den Highschool-Abschluss mit Diplom schafft, hat es schwer im Leben. Studien zeigen, dass es für solche Jugendliche schwierig wird, später einen gut bezahlten Job zu kriegen, sagt USA-Korrespondentin Barbara Colpi.
In ärmeren Vierteln in den USA [...] ist die Qualität von öffentlichen Schulen nicht gewährleistet.
Jugendliche hätten auch keine Alternative zur Schule, denn in den Vereinigten Staaten gibt es, anders als bei uns, keine anerkannte Berufslehre.
In den USA sei auch entscheidend, in welchem Quartier Kinder und Jugendliche aufwachsen. In ärmeren Vierteln, die oft auch gefährlicher sind, ist die Qualität von öffentlichen Schulen nicht gewährleistet. Lehrpersonen zu finden, die in solchen Quartieren unterrichten, sei schwierig.
Thailand: grosser Stadt-Land-Graben
Grosse Unterschiede zwischen Arm und Reich gibt es in puncto Bildung auch in Thailand. Während in Bangkok die Schulen von der Primarschule bis zu den Universitäten als sehr gut gelten, sieht es auf dem Land anders aus. Insbesondere im Nordosten gibt es viel Armut, sagt Asien-Korrespondent Martin Aldrovandi. «Hier brechen viele die Schule ab, um irgendwo etwas Geld zu verdienen.»
Trotz guten Schulen in der Hauptstadt gibt es Kritik am thailändischen Bildungssystem. Dieses sei auf Auswendiglernen ausgerichtet.
Hier brechen viele die Schule ab, um irgendwo etwas Geld zu verdienen.»
Analytisches Denken, Problemlösungen oder kreatives Schaffen kämen dabei viel zu kurz. Seit ein paar Jahren gebe es auch Berufsschulen. Diese hätten lange Zeit bezüglich Ausbildungsqualität einen schlechten Ruf gehabt. Das sei sich teilweise langsam am Verändern. Dennoch, Eltern, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder lieber ins Gymnasium und lassen sie studieren.
Kenia: perfides Schulsystem
In Kenia geht man davon aus, dass bei einer Einwohnerzahl von knapp 60 Millionen ungefähr dreieinhalb Millionen Kinder nicht zur Schule gehen. Was das bedeutet, sehe man an der Analphabetenquote. «Rund ein Fünftel der Bevölkerung in Kenia kann weder lesen noch schreiben», sagt Afrikakorrespondentin Anna Lemmenmeier. Frage man die Leute, wofür sie Geld brauchen, sagen die meisten: für Schulgebühren. Eltern wünschen sich für ihre Kinder eine bessere Zukunft als sie selber haben.
Das kenianische Schulsystem sei perfid, sagt Lemmenmeier. Man müsse in eine private Primarschule investieren können, damit die Bildung des Kindes gut genug ist, um danach gratis an einer höheren öffentlichen Schule oder Uni weitermachen zu können. Von diesem System profitierten vor allem Reiche.
Rumänien: unterfinanziertes Bildungssystem
In Rumänien werden so viele junge Frauen schwanger wie sonst nirgends in Europa. «In der konservativen und religiösen Gesellschaft wird nicht über Sex gesprochen», sagt Osteuropa-Korrespondentin Sarah Nowotny, «Weder im Privaten noch in der Schule.» Und in Rumänien ist die Schulabbrecherquote hoch. Für viele lohne sich die Arbeit mehr, als eine Schule zu besuchen.
Dass Rumänien nur einen Bruchteil seines Bruttoinlandprodukts in die Bildung investiert, merke man an der Qualität des Unterrichts und der Lehrmittel. Das rumänische Bildungssystem sei eindeutig unterfinanziert, stellt Sarah Nowotny fest.