1. « It’s a Sin»: Aidsdrama mit Discomelancholie
Die Geschichte beginnt harmlos: Mitte der 80er-Jahre ziehen vier junge schwule Männer aus den britischen Käffern ihrer Kindheit nach London. Sie lernen andere Schwule kennen und führen endlich ein glückliches Leben, ohne ihre Homosexualität verstecken zu müssen. Doch dann kommt die Aidsepidemie und in kurzer Zeit stirbt ein Schwuler nach dem anderen.
Diese Serie machte mich völlig fertig – und trotzdem glücklich.
Die Serie zeigt, wie Aidskranke in Spitälern in Quarantänezellen gesteckt und wie Aussätzige behandelt werden. Sie zeigt, wie Eltern ihre schwerkranken Söhne in die Dörfer zurückholen. Kontakt zu ihren Londoner Freunden wird ihnen verboten. In ihren alten Kinderzimmern verbringen sie die letzten Wochen einsam und mit dem Gefühl, selbst schuld am eigenen Tod zu sein.
Trotzdem eine Feelgood-Serie
Doch bei aller Tragik hinterliess die Serie bei mir ein positives Grundgefühl. Das Gefühl, dass es sich lohnt, zu sich selber zu stehen. Dass Freundschaft das wertvollste Gut ist. Und dass es auf der Welt immer jemanden gibt, der für einem da sein möchte. Das hat mich so berührt, wie es schon lange keine Serie mehr schaffte.
Glücksgefühle hat bei mir übrigens auch der Soundtrack ausgelöst. Discoklänge der 80er - aber nicht die billigen Songs sondern jene mit leicht melancholischem Grundton, die mir so richtig das Herz geöffnet haben für die Emotionen der Serie.
Die Channel 4-Produktion «It's a Sin» ist in der Schweiz verfügbar beim Streamingdienst Sky Show.
2. «Olive Kitteridge»: Muffige Seelenverwandte
Ich als häufig muffiger Mensch habe in Olive Kitteridge eine Seelenverwandte gefunden. Die pensionierte Lehrerin, die immer viel hässiger und ruppiger mit den Leuten umgeht, als sie es eigentlich meint. Sie meint es gut. Sie möchte ehrlich sein und Menschen helfen, indem sie ihnen jene Wahrheit sagt, die andere verschweigen.
Olive regt zum Nachdenken über das eigene Leben an
Die Serie zeigt die 25 letzten Lebensjahre von Olive. Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Geschichte einer Pensionärin so nahe gehen kann. Das liegt wohl daran, dass die Serie die Folgen eines relativ muffigen und ehrlichen Lebens zeigt.
Leute, die man verletzt, wenden sich von einem ab. Manchmal die eigenen Kinder. Olive muss sich fragen, ob es falsch war, sich im Leben so selten zurückzuhalten mit ihrer Meinung.
Ich bin nicht sicher, ob die Serie eine klare Antwort auf diese Frage liefert. Die Antwort, die ich herauslas: Man macht die Dinge im Leben so, wie man es halt kann. Und erntet die Folgen davon.
Die HBO-Produktion «Olive Kitteridge» ist in der Schweiz verfügbar beim Streamingdienst Sky Show.
3. «Mare of Easttown»: Eine der besten Serien der letzten Jahre
Dass ich die Serie so liebe, liegt vor allem an Kate Winslet. Sie spielt die hemdsärmelige Kleinstadtpolizistin Mare Sheehan so überzeugend, dass ich mich beim Schauen immer wieder fragte: Spielt Winslet hier auch ein bisschen sich selbst? Die ruppige und doch so liebenswerte Mare ist eine der Figuren, die man sofort ins Herz schliesst.
Kleinstadt mit Drogenproblem
Mares Sohn wurde als Teenager drogensüchtig und starb an einer Überdosis. Und aktuell sucht die Polizistin nach drei vermissten Mädchen, die vermutlich ebenfalls drogensüchtig waren. Dabei stellt sich heraus, dass Mare im Dorf nicht nur von ihren Feindinnen, sondern auch von ihren engsten Vertrauten immer wieder belogen wurde.
Heldeninnenhaft kämpft Mare für Gerechtigkeit und riskiert auf der Suche nach den verschwunden Mädchen ihr Leben. Bleibt dabei aber menschlich, weil sie immer wieder Fehler macht und zu ihren Schwächen steht.
Wie tief mich die Figur Mare berührt hat, merkte ich, als ich die Serie zu Ende geschaut hatte. Am ersten Abend ohne die Serie vermisste ich Mare richtig. Und wünschte mir, dass HBO von der eigentlich abgeschlossenen Miniserie vielleicht doch noch eine zweite Staffel nachliefert.
Die HBO-Produktion «Mare of Easttown» ist in der Schweiz verfügbar beim Streamingdienst Sky Show.