Die Gründe, warum Eltern dem Nachwuchs mehrere Vornamen geben, sind vielfältig: Manche Kinder tragen zum Vornamen noch jenen eines Eltern- oder Grosselternteils, einer Person aus dem Umfeld oder eines Promis, der für die Namensgeber von Bedeutung ist. Aus religiöser Tradition sind auch Benennungen nach Heiligen weit verbreitet.
Im Falle von Hubert Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorff Sr. nimmt die Anzahl Namen allerdings ein komödiantisches Ausmass an.
Mit seinen 26 Vornamen ist er gemäss Guinness World Records der Spitzenreiter dieser Kategorie. Wäre eine derart lange Aneinanderreihung von Vornamen auch bei uns möglich?
Anzahl Namen unbeschränkt, aber …
Wie viele Namen man seinem Kind geben darf, ist in der Schweiz nicht geregelt. «In der neuen Version des Personenstandsregisters gibt es keine Zeichenbegrenzung mehr», sagt David Rüetschi, Vorsteher des Eidgenössischen Amts für Zivilstandeswesen.
Allerdings ist die Zeichenanzahl in Ausweisen beschränkt. «Beim Pass sind es 45 Zeichen, bei der ID 30 Zeichen für die Vornamen.» Reicht der Platz nicht aus, weil die registrierten Namen länger sind, werden diese von hinten her gekürzt.
Regeln in der Namensgebung
Eine Art Liste von Vornamen, die Eltern dem Kind geben dürfen, existiert nicht. Aber: Ein Vorname kann zurückgewiesen werden, wenn die Interessen des Kindes offensichtlich verletzt werden.
«Kommt das zuständige Zivilstandesamt zum Schluss, dass das Kind aufgrund des Namens auf dem Schulhof lächerlich gemacht werden könnte, kann der Namensantrag abgelehnt werden.» Das gelte auch für ausländische Namen, in der Regel seien die Beamten aber relativ tolerant.
Wird ein Antrag abgelehnt, wählen die Eltern einen anderen Namen oder sie reichen Beschwerde ein – in seltenen Fällen bis vor das Bundesgericht. Weitere Beispiele, die von Amtes wegen heikel sind: Verkleinerungsformen, einschlägig vorbelastete Vornamen wie «Adolf» oder Markennamen und Sachbezeichnungen.
Einzelbuchstaben als Namen, beispielsweise «J» sowie Grossbuchstaben inmitten eines Namens – «LouAnne» – sind nicht erlaubt. Rüetschi: «Es gibt auch Eltern, die einen Familiennamen als zweiten Vornamen zu konservieren versuchen – das geht nicht.»
Zweitnamen in anderen Kulturen
In China tragen viele Leute zwar keinen Zweitnamen, dafür einen westlichen Zusatznamen. «Das ist vor allem bei Menschen stark verbreitet, die aus beruflichen Gründen internationale Kontakte pflegen», erklärt China-Korrespondent Samuel Emch.
Mary, John, Jim: «Diesen Namen gibt man sich selbst.» Der westliche Name erleichtert die Kommunikation, da dieser für Anderssprachige einfacher zu merken und auszusprechen ist.
In lateinamerikanischen Staaten haben die Leute oft zwei oder mehr Vornamen. «Der Zweitname ist meist katholisch gefärbt», sagt Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado und ergänzt, «Zudem sei es beliebt, aus zwei Namen einen Spitznamen zu machen.» Aus Juan Pablo wird «Juanpa», aus Maria Teresa «Maite».
Der gesamte Name dient als eine Art Stammbaum.
In afrikanischen Ländern wie Äthiopien oder Somalia sind drei Namen verbreitet. «Ein Name wie Jonas Tadesse Bekele setzt sich aus einem biblischen Erstnamen und den jeweiligen Namen des Grossvaters und des Vaters zusammen», erklärt Sarah Fluck-Bärtsch, Afrika-Korrespondentin. «Der gesamte Name dient als eine Art Stammbaum, anhand dessen andere erkennen, woher jemand kommt.»