Zum Inhalt springen

Von Anton bis Zoé Bei welchen Vornamen schiebt das Amt den Riegel vor?

Einen tragen fast alle, manche haben gar zwei oder mehrere Vornamen. Wie die Vornamensgebung in der Schweiz gesetzlich geregelt ist.

Die Gründe, warum Eltern dem Nachwuchs mehrere Vornamen geben, sind vielfältig: Manche Kinder tragen zum Vornamen noch jenen eines Eltern- oder Grosselternteils, einer Person aus dem Umfeld oder eines Promis, der für die Namensgeber von Bedeutung ist. Aus religiöser Tradition sind auch Benennungen nach Heiligen weit verbreitet.

Familienbild von Prinz William mit Gattin Kate und den beiden Kindern George und Charlotte an deren Taufe.
Legende: Eine Familie, viele Namen: Prinz William Arthur Philip Louis Mountbatten‑Windsor mit seiner Gattin Catherine Elizabeth und den Kindern George Alexander Louis (rechts) und Charlotte Elizabeth Diana. Nicht im Bild: der jüngste Spross des Paares, Louis Arthur Charles. Keystone/MARIO TESTINO/ART PARTNER/HANDOUT

Im Falle von Hubert Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorff Sr. nimmt die Anzahl Namen allerdings ein komödiantisches Ausmass an.

Mit seinen 26 Vornamen ist er gemäss Guinness World Records der Spitzenreiter dieser Kategorie. Wäre eine derart lange Aneinanderreihung von Vornamen auch bei uns möglich?

Der Mann mit dem längsten Namen

Box aufklappen Box zuklappen
Mann mit Papier in der Hand, lächelnd.
Legende: Associated Press

Ein Name für jeden Buchstaben des Alphabets: Gemäss Guinness Word Records hat Hubert Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorff Sr. mit 747 Zeichen den längsten Personennamen, respektive am meisten Vornamen der Welt. Sein vollständiger Name lautet:

Adolph Blaine Charles David Earl Frederick Gerald Hubert Irvin John Kenneth Lloyd Martin Nero Oliver Paul Quincy Randolph Sherman Thomas Uncas Victor William Xerxes Yancy Zeus.

Dazu trägt er einen Nachnamen, der seinesgleichen sucht:

Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorffwelchevoralternwarengewissenhaftschaferswessenschafewarenwohlgepflegeundsorgfaltigkeitbeschutzenvonangreifendurchihrraubgierigfeindewelchevoralternzwolftausendjahresvorandieerscheinenvanderersteerdemenschderraumschiffgebrauchlichtalsseinursprungvonkraftgestartseinlangefahrthinzwischensternartigraumaufdersuchenachdiesternwelchegehabtbewohnbarplanetenkreisedrehensichundwohinderneurassevonverstandigmenschlichkeitkonntefortpflanzenundsicherfreuenanlebenslanglichfreudeundruhemitnichteinfurchtvorangreifenvonandererintelligentgeschopfsvonhinzwischensternartigraum.

Der Legende nach war es sein Urgrossvater, der Nachnamen im 19. Jahrhundert erfunden hat.

Wolfeschlegelsteinhausenbergerdorff Sr. kam 1914 in Deutschland zur Welt und starb 1997 in den USA.

Anzahl Namen unbeschränkt, aber …

Wie viele Namen man seinem Kind geben darf, ist in der Schweiz nicht geregelt. «In der neuen Version des Personenstandsregisters gibt es keine Zeichenbegrenzung mehr», sagt David Rüetschi, Vorsteher des Eidgenössischen Amts für Zivilstandeswesen.

Symbolbild eines Schweizer Passes und einer Identitätskarte.
Legende: Viele Namen, enger Platz: Hätte der Mann mit dem längsten Namen die Schweizer Staatsbürgerschaft, fänden nur die ersten paar Namen darin Platz. Auch der lange Nachname würde ein Problem darstellen. Keystone/CHRISTIAN BEUTLER

Allerdings ist die Zeichenanzahl in Ausweisen beschränkt. «Beim Pass sind es 45 Zeichen, bei der ID 30 Zeichen für die Vornamen.» Reicht der Platz nicht aus, weil die registrierten Namen länger sind, werden diese von hinten her gekürzt.

Regeln in der Namensgebung

Eine Art Liste von Vornamen, die Eltern dem Kind geben dürfen, existiert nicht. Aber: Ein Vorname kann zurückgewiesen werden, wenn die Interessen des Kindes offensichtlich verletzt werden.

Drei Jungen, die raufen.
Legende: Ein Vorname, der zum Nachteil des Kindes führt – beispielsweise Mobbing – kann von den amtlichen Stellen abgelehnt werden. Keystone/MARTIN RUETSCHI

«Kommt das zuständige Zivilstandesamt zum Schluss, dass das Kind aufgrund des Namens auf dem Schulhof lächerlich gemacht werden könnte, kann der Namensantrag abgelehnt werden.» Das gelte auch für ausländische Namen, in der Regel seien die Beamten aber relativ tolerant.

Wird ein Antrag abgelehnt, wählen die Eltern einen anderen Namen oder sie reichen Beschwerde ein – in seltenen Fällen bis vor das Bundesgericht. Weitere Beispiele, die von Amtes wegen heikel sind: Verkleinerungsformen, einschlägig vorbelastete Vornamen wie «Adolf» oder Markennamen und Sachbezeichnungen.

Einzelbuchstaben als Namen, beispielsweise «J» sowie Grossbuchstaben inmitten eines Namens – «LouAnne» – sind nicht erlaubt. Rüetschi: «Es gibt auch Eltern, die einen Familiennamen als zweiten Vornamen zu konservieren versuchen – das geht nicht.»

Zweitnamen in anderen Kulturen

In China tragen viele Leute zwar keinen Zweitnamen, dafür einen westlichen Zusatznamen. «Das ist vor allem bei Menschen stark verbreitet, die aus beruflichen Gründen internationale Kontakte pflegen», erklärt China-Korrespondent Samuel Emch.

Mary, John, Jim: «Diesen Namen gibt man sich selbst.» Der westliche Name erleichtert die Kommunikation, da dieser für Anderssprachige einfacher zu merken und auszusprechen ist.

Der Schauspieler Jackie Chan.
Legende: Seine Arbeitskollegen konnten seinen Namen kaum aussprechen: Deshalb wurde aus dem hongkong-chinesischen Chan Kong-sang der weltberühmte Action-Darsteller Jackie Chan. Keystone/SANG TAN

In lateinamerikanischen Staaten haben die Leute oft zwei oder mehr Vornamen. «Der Zweitname ist meist katholisch gefärbt», sagt Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado und ergänzt, «Zudem sei es beliebt, aus zwei Namen einen Spitznamen zu machen.» Aus Juan Pablo wird «Juanpa», aus Maria Teresa «Maite».

Der gesamte Name dient als eine Art Stammbaum.
Autor: Sarah Fluck-Bärtsch SRF Afrika-Korrespondentin

In afrikanischen Ländern wie Äthiopien oder Somalia sind drei Namen verbreitet. «Ein Name wie Jonas Tadesse Bekele setzt sich aus einem biblischen Erstnamen und den jeweiligen Namen des Grossvaters und des Vaters zusammen», erklärt Sarah Fluck-Bärtsch, Afrika-Korrespondentin. «Der gesamte Name dient als eine Art Stammbaum, anhand dessen andere erkennen, woher jemand kommt.»

Radio SRF 3, «Morgenshow», 23.7.2025, 6:10 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel