Natürlich macht es mehr Freude, gemeinsam statt einsam zu backen. Die Ofenhäuser im Mittelalter hatten aber ursprünglich das Ziel, die Brandgefahr in den Bauernhäusern zu verringern. Die Häuser waren früher hauptsächlich mit Stroh überdacht und in der Küche über offenem Feuer gekocht. Die Gefahr, dass Funken aufs Dach überspringen, war entsprechend gross.
Drei «Wedele» und acht «Bänggle»
Das Drei-Seen-Land ist inzwischen das letzte Gebiet in der Schweiz, wo die alten Backöfen noch erhalten sind und zum Teil bis heute betrieben werden. In Ins trifft Redaktor Roman Portmann Therese Spring. Seit ihrer Kindheit weiss sie, worauf es beim Einheizen ankommt: «Wir benötigten jeweils drei ‹Wedele› und acht ‹längi Bänggle›. Sind diese verbrannt, hat der Ofen in der Regel genau die richtige Temperatur».
Wer ein Ofenhausrecht besass, konnte sich Tag und Zeit zum Backen reservieren. Als Agenda diente ein Holzbrett mit je zwei Nägeln für Montag bis Samstag. Wer backen wollte, hängte sein hölzernes Namensschild einfach zum gewünschten Tag. Wer es geschickt anstellte, buk nachmittags und konnte sich so die aufwändige Prozedur des Heizens ersparen.
Backtradition im Berner Seeland
Im alten Holzbackofen eines Ofenhauses wird heute immer noch so gebacken, wie es schon Generationen vorher taten. Eine alte Seeländer-Tradition ist der berühmte Kartoffelkuchen. Für diese regionale Spezialität kennt fast jede Gemeinde ein eigenes Rezept.
Damit der Kartoffelkuchen gelingt, muss der Ofen sehr heiss sein. Will man später darin noch Brot backen, muss er zuerst etwas abkühlen. «Mit einer Mehlprobe stelle ich fest, wann der Ofen die richtige Temperatur für Brote hat», erklärt Therese Spring. «Dazu werfe ich eine Handvoll Mehl in den Ofen. Wird das Mehl schwarz, ist es noch zu heiss. Nimmt es eine leichte Bräunung an, ist die Hitze perfekt».
Am Kirchrain in Ins steht das vermutlich älteste Ofenhaus der Schweiz. Erstmals erwähnt wurde es ums Jahr 1300. Zwei bis drei Mal pro Jahr wird auch dort noch gebacken. Andere Ofenhäuser werden inzwischen von privater Seite regelmässig genutzt. Einmal eingeheizt können Nachbarn ihre Backwaren vorbeibringen. Einige der Holzofenbrote werden später auf Märkten verkauft.
Währschaft und einfach gut!
Jeweils im September findet in Ins ein Kuchentag statt. Vor dem Gemeindehaus werden Flammkuchen mit verschiedenen Zutaten angeboten – von rezent bis süss – und selbstverständlich auch der klassische Kartoffelkuchen. Für Gemeindepräsident Kurt Stucki ist dieser übrigens dann so richtig perfekt, wenn einem das Fett beim Verzehr über die Finger läuft.