Zum Inhalt springen
Schwarzweiss-Foto des Künstlers in seiner Kunstfigur Gottlieb Wendehals mit typischem schwarzweiss-karierten Sakko und Fliege.
Legende: Werner Böhm (1941 – 2020) Keystone

In Erinnerung an Werner Böhm Das karierte Verhängnis

Das Lied «Polonäse Blankanese» von Werner Böhm, bekannt unter dem Künstlernamen Gottlieb Wendehals, war im Jahr 1981 wochenlang in der Hitparade. Für ihn selber war der Erfolg allerdings Segen und Fluch zugleich. In der Nacht auf Dienstag ist der Schlagersänger im Alter von 78 Jahren gestorben.

Egal ob man tanzen kann oder nicht, eine Polonäse kriegt man noch irgendwie hin, solange man einigermassen gut zu Fuss ist. Werner Böhm hatte also leichtes Spiel, als er 1981 als Gottlieb Wendehals die Festhallen und Bierzelte von Blankenese bis hinter Wuppertal zum gemeinsamen "Hände auf die Schultern des Vordermanns" anheizte.

Seine Kunstfigur im schwarzweiss-karierten Sakko, mit zerfledderter Aktentasche und einem Gummihuhn unter dem Arm wurde Kult. Er persönlich wäre lieber als ernsthafter Jazzpianist wahrgenommen worden.

Spassmacher wider Willen

Die «Polonäse Blankenese» bescherte ihm gar Millionen. Ein paar weitere Achtungs-Erfolge wie «Herbert» oder «Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei» brandmarkten ihn zusätzlich als Blödelbarde– aber damit war seine Rolle denn auch schon ausgereizt.

Geldsorgen

Nach eigenen Aussagen konnte er nicht mit Geld umgehen. Weil der finanzielle Erfolg nach den 1980er-Jahren abebbte, nahm Böhm 2004 bei «Ich bin ein Star, holt mich hier raus» teil. Ein Jahr darauf ging er in den «Big Brother»-Container. Beide Rettungsversuche brachten ihn auf keinen grünen Zweig mehr, sodass er 2008 Privatinsolvenz anmelden musste.

Hochprozentiger Wegbegleiter

Der Alkohol war ein weiteres Laster, das ihn ein Leben lang begleiten sollte. Dieses Thema griff er in seiner Autobiografie «Das karierte Verhängnis» 2013 auf. Darin erklärte er, wie er gerne mal einen über den Durst trinke – egal ob er schlecht drauf sei oder sich glücklich fühle.

In bestimmten Phasen hat mich der Alkohol ruiniert. Aber ohne wäre mein Leben auf jeden Fall langweiliger gewesen.
Autor: Werner Böhm

Obschon der Alkohol einer seiner engsten Wegbegleiter war, glaubte Böhm stets daran, den Umgang damit unter Kontrolle halten zu können.

Verzweifelte Comeback-Versuche

Noch mit 73 versuchte Böhm einen Comeback-Versuch, indem er an der Casting-Show «Deutschland sucht das Supertalent» teilnahm. Mit seinem Lied «Wenn was schief geht» erntete er allerdings nur noch ein mitleidiges Lächeln der Jury. Auch seine Single «Willst Du ‘nen arbeitslosen Star», die er 2019 herausbrachte, kann nur als trauriges Resümee seiner Karriere angesehen werden.

Tod auf Gran Canaria

Anfang diesen Jahres war Böhm aus Hamburg in sein Apartment auf Gran Canaria gezogen. Seine Freundin Helga fand ihn am 2. Juni 2020 leblos auf dem Bett liegend vor. Er starb drei Tage vor seinem 79. Geburtstag. Laut der Bild-Zeitung war es vermutlich Herzversagen, das zu seinem Tod führte.

Meistgelesene Artikel