Eine junge Frau träumt vom idyllischen Leben auf dem Land. Na und? Was soll daran verwerflich sein? Eine berechtigte Frage. Bärbel Wachholz' Schlager «Das wünsch ich mir» wurde aber gerade deshalb von der Regierung scharf kritisiert. Nun muss man natürlich den Kontext verstehen. Hätte Wachholz ihr Lied von 1958 in Westdeutschland herausgebracht, wäre es kein Problem gewesen. In ihrer Heimat der damaligen DDR allerdings schon.
Kinder erziehen und putzen reicht nicht
Knackpunkt war noch nicht einmal das idyllisch gelegene Häuschen, sondern vielmehr der Wunsch danach Hausfrau zu sein. In einem sozialistischen Staat wie der DDR ein absolutes No-Go. Hier hatten sowohl Männer als auch Frauen berufstätig zu sein und den Staat wirtschaftlich anzukurbeln. Putzen, bügeln und Kinder erziehen zählten nicht dazu.
Späte Ehre
Der Titel wurde logischerweise zensuriert. Dennoch gilt er heute als einer der bekanntesten Schlager von Bärbel Wachholz. So bekannt, dass er 2018 sogar ein Revival erlebte. In der brandenburgischen Gemeinde Neuzelle, unweit der polnischen Grenze, entschied man sich für den Titel als Untermalung für einen Image-Film. Unter dem Motto «Unser Dorf hat Zukunft» wurde gleich die ganze Gemeinde für den Drehtermin zusammengetrommelt. Das Resultat geht auf jeden Fall zu Herzen, und Bärbel Wachholz hätte gewiss Freude daran gehabt. Leider verstarb sie bereits 1983 im Alter von 46 Jahren. In Ostdeutschland hat sie nach wie vor eine grosse Fangemeinde.