Nüchtern betrachtet kann man sagen, dass bei «Der Sommerwind» einiges schief lief. Oder anders gesagt: Durch ein brillantes Arrangement, die passende Stimme und eine feinfühlige Interpretation kann aus einem Flop sogar ein Welthit entstehen. Nun gut, diese Kritik wird Grethe Ingmanns Leistung nicht gerecht.
Nummer sicher will nicht abheben
Sie war es immerhin, die als Originalinterpretin von «Der Sommerwind» eine wunderschöne Vorlage lieferte. Nur blieb es eben dabei. Ihre Version schaffte es 1965 nicht einmal insFinale der «Deutschen Schlagerfestspiele». Dabei hatten die Komponisten mit Ingmann vermeintlich auf Nummer sicher gesetzt. Die dänische Sängerin war zwei Jahre zuvor mit «Dansevise» als Siegerin des renommierten «Concours Eurovision de la Chanson» hervorgegangen. Bei «Der Sommerwind» blieb es allerdings bei einem lauen Lüftchen, dass auch als Single nicht abheben wollte.
Volltreffer in den USA
Umso erstaunlicher also, dass genau derselbe Titel den Weg in die USA fand, und von dort aus seinen Siegeszug um die Welt startete. Johnny Mercer (Moon River) verpasste dem Lied «Summer Wind» einen sinngemässen Text. Wayne Newton (Danke schön) erzielte damit als erster einen Achtungserfolg in den US-Charts. Bobby Vinton und Perry Como lieferten eigene Versionen nach. So richtig durch die Decke ging «Summer Wind» allerdings dank Frank Sinatra.
Der Scirocco wird spürbar
Bei ihm fängt der Titel so richtig an zu vibrieren. Man spürt förmlich, wie der südländische Scirocco sich vom Meer her übers Land ausbreitet und nebst sommerlichen Temperaturen auch für die entsprechenden Gefühle sorgt.
Schmissige Big Band-Klänge gepaart mit einer verträumten, elektrischen Orgel bringen Sinatras zartschmelzende Stimme zum Strahlen. Eine Interpretation, von der man regelrecht in den Bann gezogen wird, und welche sowohl die «Deutschen Schlagerfestspiele«als auch den «Concours Eurovsion de la Chanson» gewiss im Sturm erobert hätte.