Die Floskeln gipfeln im Satz «Jeder Gedanke schafft Realität». Roger De Win sieht dahinter zwar die gute Absicht, Menschen daran zu erinnern, dass sie ihr Glück selbst schmieden. Aber bei der Vorstellung, dass jeder einzelne Gedanke Realität werden könnte, sträuben sich ihm die Nackenhaare. Schliesslich gibt es nicht nur gute und wohlwollende Gedanken.
Trendig sein genügt nicht
Die Musikapostel reiten auf der aktuellen Schlagerwelle, die Mut machen und Optimismus verbreiten soll. «Das funktioniert auch auf dem Markt – wenn man es richtig macht», so der Schlagerexperte. «Doch bei den Musikaposteln wirkt es zu abgedroschen.»
Immerhin, man kann gut dazu tanzen. Besser als nichts.
Dabei hätte das Lied musikalisch gute Ansätze. «Das Spiel zwischen Frauen- und Männerstimmen, die ein gegenseitiges Echo erzeugen, hat Charme und erinnert an Schlager der 80er-Jahre», meint Schlagerexperte Roger De Win. Die Stimme von Allessa sei engelsgleich und das Arrangement mit modernem synthesizer und im Discofox-Rhythmus einigermassen eingängig. «All die guten Ansätze flachen schnell ab. Am Schluss gibt es nichts Überraschendes, nichts worüber man staunen, nachdenken oder träumen könnte», so De Win.
Gefundenes Fressen für Kritiker
In seinem Urteil geht er sogar noch einen Schritt weiter und meint: «Das Lied ‹Ich bin wer ich sein will› giesst Öl ins Feuer der Schlager-Kritiker, die dieses Genre als oberflächlich bezeichnen». Immerhin meint er zum Schluss: «Man kann gut dazu tanzen. Besser als nichts.»