Mit dem Lied «Du musst mit den Wimpern klimpern» greift Renate Kern den Zeitgeist der 1960er-Jahre auf. Die Rollenbilder sind in dieser Zeit zwar noch zienmlich starr, aber dass eine Frau den ersten Schritt wagt, gilt als modern.
Modern und altmodisch zugleich
«Schade, dass Frau dabei aufs Äusserliche reduziert wird», meint Schlagerexperte Roger De Win. Aussagen wie «mit den Wimpern klimpern» oder «schicke Beine und lange Haare» findet er aus heutiger Sicht wenig überzeugend.
Wer will schon einen Supermann?
Doch zwei Jahre später doppelt Renate Kern zum Thema Gleichberechtigung nach. Im Lied «Supermann» räumt sie auf mit dem Mythos des starken Mannes, der alles im Griff hat.
1978 veröffentlicht Renate Kern schliesslich das Lied «Komm zeig mal deine Zähne». Es zeigt eindrücklich, wie sich die Sängerin über die Jahre hinweg persönlich entwickelt hat: vom zarten Wimpernschlag bis hin zum mutigen Aufruf, für sich selber einzustehen.
Renate Kern hat übrigens alle drei Schlager – «Du musst mit den Wimpern klimpern», «Supermann» und «Komm zeig mal deine Zähne» – selber geschrieben.
Früher Freitod
Ende der 70er-Jahre geht Renate Kerns Karriere als Schlagersängerin langsam aber sicher zu Ende. Kurze Zeit später reist sie in die USA und erfindet sich neu. Als Nancy Wood singt sie Country-Lieder und schafft mit «Imagine» sogar den Sprung in die amerikanische Hitparade.
Ab Ende der 80er-Jahre plagen sie schwere Depressionen. Im Alter von 46 Jahren begeht Renate Kern Suizid.
Im «Schlagermosaik» nimmt Roger De Win jeden Montag einen Schlagertitel unter die Lupe und bringt interessante Fakten ans Licht.
