Der Postbeamte am Münchner Hauptbahnhof freute sich schon auf seinen Feierabend, als um 23:55 ein Herr mit hochrotem Kopf in die Filiale stürmte. Dabei muss erwähnt sein, dass es sich um die einzige Poststelle der Stadt handelte, die 1963 noch bis Mitternacht geöffnet hatte.
Auf den letzten Drücker
«Vor morgen früh wird das Paket eh nicht mehr ausgeliefert», wird sich der Beamte wohl gedacht haben. Achtlos warf er das Paket zu den andern, die noch bearbeitet werden mussten. Erst nach ausdrücklichem und händeringendem Bitten des Kunden liess sich der Beamte dazu erweichen, die Sendung SOFORT mit einem Poststempel zu versehen. Zu diesem Zeitpunkt war es tatsächlich 23:59 Uhr. Wie hätte er auch ahnen können, dass der Inhalt eine Komposition für einen wichtigen Schlagerwettbewerb, und der Einsendeschluss dafür Punkt Mitternacht war.
Beim Kunden handelte es sich um keinen Geringeren als Christian Bruhn – den Erfolgsproduzenten, der in den kommenden Jahren für dutzende Hits von Stars wie Mireille Mathieu, Katja Ebstein oder Peter Hinnen verantwortlich sein sollte.
Ein «Oh, no!» von Siw
So genial Bruhn als Komponist auch war, so hatte er anscheinend Probleme damit Termine einzuhalten. Siw Malmkvist war nicht seine erste Wahl als Interpretin für den Titel. Zuerst wollte Bruhn eine unbekannte Sängerin damit ans Schlagerfestival schicken. Seine zweite Wahl traf auf Conny Froboess. Diese wurde aber von der Jury abgelehnt – so ging «Liebeskummer lohnt sich nicht» letztlich an Siw Malmkvist und wurde zum Evergreen. Siw war es übrigens, die dem Lied das prägnante Oh, no!» hinzufügte.
Auch bei der Auskopplung der Single selber lief einiges schief. So schlich sich schon bei der Aufnahme ein Fehler ein. Die ersten 25 Sekunden des Liedes wurden in Mono aufgezeichnet, bevor dann hörbar nach Stereo umgeschaltet wurde. Die Vollstereofassung wurde schliesslich erst 1999 veröffentlicht.