Er galt wohl nicht gleich als Volkshetze – aber es war schlimm genug, dass «Capri-Fischer» im kriegsgeschüttelten Deutschland von 1943 das Land des italienischen Feindes glorifizierte. Italien: traumhaft schöne Sonnenuntergänge, verschlafene Fischerdörfchen am Meer – das alles während grosse Teile Deutschlands bereits in Trümmer lagen? Besser also, man setzte den Schlager, wie schon viele andere zuvor, auf den Index der verbotenen Musik. Die Platte wurde aus dem Verkehr gezogen, eingelagert und durfte nicht mehr am Radio gespielt werden.
Veritabler Welthit
Der deutsche Komponist Gerhard Winkler entschied sich 1943 ursprünglich für die Koloratursopranistin Magda Hain als Interpretin seines Liedes. Als die Nazi-Herrschaft endlich zu Ende war, fand ihre Version reissenden Absatz. Auch die Version von Rudi Schuricke, die zeitgelich zu Heins erschien, wurde plötzlich zum Hit.
Die Sehnsucht nach Sonne, Strand und Meer gepaart mit italienischem Dolce Vita brach in der Nachkriegszeit erst so richtig aus. Weitere Interpreten wie Vico Torriani, Paola oder Peter Kraus profitierten mit ihren entsprechenden Aufnahmen auch noch Jahre später vom damaligen Zeitgeist. Sogar in den USA wurde das Lied als «Fishermen of Capri» von Gracie Fields ausgekoppelt.
Wie aus dem Leben gegriffen
«Capri-Fischer» zählt wie der später erschienene Schlager «Der lachende Vagabund» zu einem Sinnbild des Wirtschaftswunders. Viele weitere Titel griffen fortan das italienische Lebensgefühl auf und konnten damit punkten. Das Besondere an «Capri-Fischer» war zudem, dass sich sowohl Kriegsvereranen selber als auch derenFrauen sich davon direkt angesprochen fühlten. Handelt das Lied doch von Fischern, die des Nachts ihre Netze auswerfen, während sie darauf hoffen, dass ihre zurückgelassenen Frauen ihnen treu bleiben. Das weckte bei den Betroffenen Erinnerungen und sorgte für den entsprechenden Absatz.