Die letzten Jahre waren für Tony Marshall eine Herausforderung. Nebst Schlaganfall und ernsthaften Nierenproblemen landete er sogar wegen Corona auf der Intensivstation. Diese gesundheitlichen Probleme haben beim mittlerweile 83-jährigen Schlagersänger sowohl körperlich als auch stimmlich Spuren hinterlassen. In seiner jetzigen Verfassung noch «Schöne Maid» zu trällern und auf die Pauke zu hauen, würde keinen Sinn ergeben.
Letzter Weg in Farbe
Tony könnte sich zurückziehen und der Bühne den Rücken kehren. Dazu aber ist er viel zu sehr Showmensch. Vielmehr bringt er im Herbst 2021 ein Album heraus, das ihm in seinem aktuellen Lebensabschnitt gerecht wird.
Auf «Der letzte Traum» schaltet der ehemalige Stimmungssänger gleich mehrere Gänge herunter. Er tut dies aber würdevoll. Man spürt in jeder Zeile heraus, dass hier das Herz eines Künstlers schlägt. Gerade beim gleichnamigen Titellied «Der letzte Traum» offenbart er seinen Lebenswillen und die Liebe zur Musik. Auch wenn die Tage kürzer werden, so will er sie umso mehr mit Farbe füllen.
Stimme einer Generation
Damit stösst Marshall nicht nur auf Gegenliebe. Einige Kritiker werfen ihm vor, den Absprung von der Bühne verpasst zu haben. Unser Schlagermosaik-Experte Roger De Win sieht es ganz anders. In einer Welt, in der Menschen immer älter werden, braucht es doch genau solche Stimmen. Und wer könnte besser über die Schattenseiten des Lebens singen, als jemand, der sie selber erlebt hat?