Charleston, Bubikopf und ausschweifende Parties – ja so waren sie, die wilden Zwanziger. Ein Jahrzehnt, bei dem noch heute viele Menschen ganz nostalgisch werden. Zumindest was den Anfang der «Roaring Twenties» anbelangt, genossen gewisse Kreise tatsächlich einen ausschweifenden Lebensstil. Gerade in Deutschland aber hatte man gleichzeitig mit einer Hyperinflation zu kämpfen, die vor allem der ärmeren Bevölkerungsschicht Kummer bereitete.
Milliardenschweres Brot
Der Erste Weltkrieg hatte einen enormen Schuldenberg hinterlassen. Der Staat musste deshalb immer mehr Geld drucken. Die Hyperinflation führte zu einem teilweisen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft und des Bankensystems. So kostete ein Brot im Jahr 1923 beispielsweise 2.5 Milliarden Reichsmark.
Versoffene Hypothek
Es konnte passieren, dass man für ein Glas Bier dieselbe Summe zahlen musste, für die man einen Monat zuvor ein ganzes Haus hätte kaufen können. Dies brachte den Komponisten Robert Steidl auf die Idee, einen entsprechenden Schlager für den Kölner Karneval zu komponieren. Dabei entstand «Wir versaufen unserer Oma ihr klein Häuschen – und die erste und die zweite Hypothek». Das Lied entwickelte sich zum Gassenhauer. Ein weiterer Beweis dafür, wie sich mit Galgenhumor schwierige Lebensphasen meistern lassen.
Vom Häuschen in den Hühnerstall
Bekannter wurde allerdings später die Version mit dem Text «Unsere Oma fährt im Hühnerstall Motorrad». Wie genau es zu diesem Wandel kam, ist nicht belegt. Vermutlich aber spielte der 1928 erschienene Titel «Meine Oma fährt Motorrad ohne Bremse, ohne Licht» eine entscheidende Rolle. Die beiden Lieder vermischten sich sozusagen und wurden 1942 zum ersten Mal auf Schallplatte herausgebracht.
Wandelbare Oma
Im Wandel der Zeit wurde der alte Hit immer wieder etwas angepasst. In den 1950er-Jahren trug Oma einen Petticoat oder in den 1970er-Jahren ging sie in die Disco. So entstanden immer neue Strophen.
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