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Unbeliebte Vögel Warum Tauben und Möwen genau da leben, wo sie am meisten nerven

Kaum jemand ärgert sich über Adler, Papageien oder Kolibris. Anders sieht dies mit Vögeln aus, welche die Nähe zu den Menschen suchen oder besonders laut sind. Tauben gelten zum Beispiel schon lange als Problemvögel. In den letzten Jahren sind auch Krähen in die Kritik geraten. Neu gehören die Mittelmeermöwen zu den unbeliebten Vögeln. Deshalb fühlen sich diese drei Arten in Schweizer Städten so wohl.

1. Die Tauben – die Verlassenen

Sie gelten als Krankheitsüberträger und werden «Ratten der Lüfte» genannt, die die Städte verdrecken. Tauben suchen jedoch aus mehreren Gründen die Nähe zu Menschen. Die Strassentauben stammen von der Felstaube ab, welche in Felsregionen lebt. «Die Städte sind für die Tauben nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Felsklippen. Deshalb fühlen sich Tauben in Städten so wohl», erklärt Livio Rey von der Vogelwarte Sempach.

Eine Taube sitzt auf dem Wasserhahn eines Brunnens in Altdorf.
Legende: Im Gegensatz zu den meisten Vogelarten, die beim Trinken und zum Schlucken des Wassers ständig den Kopf heben müssen, können Tauben das Wasser einfach einsaugen. Keystone/Alexandra Wey

Alle lebenden Strassentauben gehen auf ehemalige Haustiere zurück. Vor tausenden Jahren wurden Tauben domestiziert und gezüchtet. Deshalb haben Tauben kaum Angst vor Menschen und wirken teilweise aufdringlich. Das Füttern von Tauben verschärft die Problematik mit den Menschen, sagen Expertinnen und Experten. 

2. Die Rabenvögel – die Schlauen

Krähen und Raben polarisieren stark. Die Vögel faszinieren, weil sie als schlau und verspielt gelten. Doch in verschiedenen Regionen in der Schweiz gibt es vermehrt Konflikte mit der Bevölkerung, weil sich Saatkrähenkolonien auf Bäumen im Siedlungsraum breit gemacht haben. Dort stören sie durch ihr lautes Gekrächze und dadurch, dass sie mit ihrem Kot die Gehwege, Autos und Sitzbänke verschmutzen.

Eine Schar Krähen sitzt auf einem Baum im Morgenrot in Genf.
Legende: Als Nesträuber und Schädling wird die Rabenkrähe schon lange verfolgt. Aus ökologischer Sicht gibt es dafür allerdings keine stichhaltigen Gründe. Keystone/Martial Trezzini

Früher waren die Krähen eher in ländlichen Gebieten anzutreffen. Gemäss Experten wurde ihr Lebensraum wegen der Intensivierung der Landwirtschaft jedoch so eingeschränkt, dass sie sich heute im Siedlungsraum nahe den Menschen oft wohler fühlen.

3. Die Mittelmeermöwen – die Neuen

Die grossen und vor allem lauten Mittelmeermöwen leben eigentlich schon lange in der Schweiz. Seit den 1960er-Jahren machen sie sich auf Kiesbänken an Seen in der Schweiz breit. Doch seit einigen Jahren hört man ihr lautes «Maa! Maa! Maa!» auch in Städten.

Möwen fliegen am Ufer des Zürichsees über den Steg, dahinter scheint die Sonne.
Legende: Die Zahl der Kolonien und der Brutpaare der Mittelmeermöwe ist stark angewachsen, und die Art entwickelt sich bis zu einem gewissen Grad zum Zivilisationsfolger. Keystone/Alexandra Wey

Laut Livio Rey von der Vogelwarte Sempach liegt dies daran, dass die Vögel sich neuerdings auch Flachdächer als Brutplätze aussuchen. «Die Flachdächer mit ihren Kiesaufschüttungen widerspiegeln eine Kiesbank sehr gut», erklärt Rey. Diese Verlagerung in die Städte sorgt nun jedoch für Ärger. Die Mittelmeermöwe ist lärmig und schon frühmorgens aktiv. Im Kanton Zug wurde deshalb bereits über deren Abschuss diskutiert. 

Vogelfreunde fordern Verständnis gegenüber Problemvögeln

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Wer beim Schrei der Mittelmeermöwe nicht an Lärm denkt, sondern sich vorstellt, dass die Möwe ein bisschen Mittelmeer-Feeling mitbringt, kann vielleicht besser mit ihr Leben. Auch die Psychologin Uta Maria Jürgens wirbt für einen anderen Umgang mit den Problemvögeln.

Sie hat in ihrer norddeutschen Heimat Ascheberg vor einigen Jahren ein Projekt ins Leben gerufen. Dort wurde eine Saatkrähenkolonie kritisiert. Jürgens schuf daraufhin einen Krähenpfad, wo über das Zusammenleben der Krähen informiert wurde. Mit diesem Projekt waren die Krähen vom Störfaktor zum willkommenen Tourismusmagnet mutiert. 

Auch im Kantonsspital Aarau hat man jahrelang versucht, die Krähen zu vertreiben. Vor einigen Jahren hat das Spital die Verscheuchungsversuche aufgegeben. Die Patientinnen und Patienten werden seither mittels Flugblatt über die Krähen im Park informiert. Man setzt also auf ein Miteinander anstatt auf Kampfansagen. 

Radio SRF Musikwelle, 27.9.2024, 13:20 Uhr ; 

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