Etwas kürzer treten lautet die Devise von Martin Nauer nach seiner Pensionierung. Die vielen Projekte mit der Ländlerkapelle Carlo Brunner seien sehr zeitintensiv gewesen, meint der Akkordeonist. «Ich spiele nicht nach Noten und muss jedes neue Stück auswendig lernen, das ist sehr aufwändig», so Nauer. Deshalb sei die Zeit reif gewesen, aus der Ländlerkapelle auszusteigen – auch weil er heute nicht mehr in der ganzen Schweiz «umechessle» will.
Natürlich bedeutet dieser Ausstieg nicht das Ende seiner Leidenschaft für Volksmusik. Nur teilt er diese heute lieber im kleinen und privaten Rahmen. So tritt er zum Beispiel in Altersheimen auf, an Geburtstagsfeiern oder auch an Beerdigungen. «Ich spiele ein paar Stücke und habe dann Feierabend. Das ist etwas ‹ringer› als die vielen Auftritte mit der Ländlerkapelle».
Ein Koffer voller Erinnerungen aus 43 Jahren
Auf die vergangenen Jahrzehnte blickt Martin Nauer aber mit grosser Freude zurück. Die musikalische Begegnung mit Carlo Brunner vor 43 sei für ihn die wichtigste. «Über die Musik hinaus ist daraus eine tiefe Freundschaft entstanden», meint der 65-Jährige. Unzählige Auftritte im In- und Ausland haben sie gemeinsam bestritten. Als wertvolles Zeichen der Wertschätzung wurden sie für ihr Schaffen mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet.
Apropos Preis: Nebst Dani Häusler und Ils Fränzlis da Tschlin ist Martin Nauer in der Sparte «Volksmusik» für den diesjährigen PRIX WALO nominiert. «Das hat mich total überrascht», so der Akkordeonist. «Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.»
Viel Freiraum im Terminkalender
Ob er die Auszeichnung erhält, weiss Martin Nauer erst Mitte Mai. Bis dahin geniesst er nebst der Musik die viele freie Zeit, die ihm seit seinem Austritt aus der Ländlerkapelle Carlo Brunner zur Verfügung steht. In seiner Werkstatt in Siebnen stimmt oder repariert er immer noch die eine oder andere Handorgel. Dann wiederum widmet er sich mit grosser Freude seinem Garten oder geht ins Alpamare schwimmen. «Dann laufe ich jeweils von Siebnen nach Päffikon, schwimme ein paar Runden und fahre dann mit dem Bus wieder nach Hause.» Heute nehme er es viel gemütlicher, meint er gelassen und ergänzt mit grosser Überzeugung: «Ich fühle mich so gut wie noch nie».