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Aktuell Jetzt spricht die SBB: «Der ÖV ist bis 2024 rollstuhlgängig!»

Es hagelte massenhaft Kritik. Nachdem sich der Rollstuhlfahrer «Hitzi» bei «True Talk» unter anderem über diverse Einschränkungen im öffentlichen Verkehr beschwerte, meldet sich nun die SBB zu Wort: Werner Jordan, der SBB-Verantwortliche für Barrierefreiheit, weiss, dass es noch viel zu tun gibt.

Der Stand der Dinge

«Wir haben kürzlich Analysen gemacht, die dann Ende Jahr öffentlich zugänglich sind», beginnt Werner Jordan, der SBB-Verantwortliche für das Reisen mit einer Behinderung im öffentlichen Verkehr. Intern lasse sich jedoch bereits eine erste Zahl festhalten:

Heute bieten wir 78% aller Verbindungen für Rollstuhlfahrer an.

Werner Jordan

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Legende: myhandicap.ch
  • Werner Jordan ist der SBB-Verantwortliche für Barrierefreiheit und das Reisen mit einer Behinderung im öffentlichen Verkehr.

Was aber nicht bedeute, dass diese Verbindungen immer barrierefrei seien: «Es braucht teilweise Hilfestellungen und eine Voranmeldung beim Callcenter für Handicap

Die nicht-rollstuhlgängigen Verbindungen begründet er mit einem ungünstigen Perron oder einem nicht vorhandenen Personal vor Ort.

Das (gesetzliche) Ziel

Den Veranwortlichen sei bewusst, dass es noch viel zu tun gebe: «Wir haben schon 400 von 740 Bahnhöfen umgebaut», rechtfertigt sich Jordan und deutet auf das Gesetz hin:

Es gilt eine Umsetzungspflicht des Behindertengleichstellungsgesetzes bis im 2024.

Will heissen, die Verantwortlichen müssen in spätestens acht Jahren alle Schweizer ÖV-Verbindungen rollstuhlgängig anbieten. Der Haken: Der Kunde wird auch dann nicht hundertprozentig autonom sein.

Simon «Hitzi» Hitzinger

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Legende: Simona Vallicotti
  • Hier kannst du nochmals nachsehen, was der Rollstuhlfahrer Simon «Hitzi» Hitzinger bei unserer neuen Webserie «True Talk» kritisiert hat.

«Hier fahren beispielsweise noch Züge aus Deutschland, Frankreich oder Österreich. Der Kunde kann dann aber nach Hilfestellung fragen und die müssen wir ihm dann bieten!»

1. Was soll die einstündige Voranmeldefrist?!

Bei «True Talk» wurde im Video und in den Kommentaren insbesondere kritisiert, dass sich Rollstuhlfahrer eine Stunde vor Zugabfahrt ankünden müssen. Werner Jordan sieht dies als Kritik auf hohem Niveau:

Die Schweiz ist hier klar voraus. Frankreich verlangt zum Beispiel eine Voranmeldefrist von 48 Stunden. Auch für Kurzreisen von 10 Kilometern!

Grund dafür, überhaupt eine Voranmeldefrist einzuführen, seien Regionalbahnhöfe wie vergleichsweise Uster, an welchen überhaupt kein stationäres Personal arbeite: «In so einem Fall schicken wir jemanden von Zürich nach Uster. Da dauert ja alleine die Fahrt schon 20 Minuten – und der Mobilift muss ebenfalls bereitgestellt werden.»

2. Was soll die Unfreundlichkeit?!

Wofür Werner Jordan hingegen kein Verständnis habe, sei die Unfründlichkeit, mit welcher «Hitzi» konfrontiert wurde, als dieser 57 Minuten vor Zugabfahrt und somit drei Minuten zu spät beim Callcenter anrief:

Ich hörte, dass der Agent ziemlich rabiat ablehnte. Da ist die Kritik berechtigt!

Unfreundlichkeit gehöre nicht zum Standard, weshalb Werner Jordan das Gespräch in jedem Falle abhören, überprüfen und entsprechende Massnahmen ergreifen werde.

3. Was sollen die Mülleimer mit Fusstritten?!

Bei «True Talk» wurde darauf hingewiesen, dass viele Rollstuhltoiletten Mülleimer enthalten, auf welche man – unmöglich für Rollstuhlfahrer – treten muss, um sie zu öffnen.

Werner Jordan betont, dass dies bei öffentlichen Bauten und damit auch der SBB nicht möglich ist: «Wir bauen nach der SIA 500-Norm und darin ist alles geregelt. Wenn aber Private auf unserem Areal bauen, dann haben wir kaum Einfluss.»

Und bis dahin?

Bis im 2024 alle Verbindungen rollstuhlgängig werden, gilt die einzige Devise: Abwarten.

Wenn man das Pech hat und an einem Bahnhof wohnt, der noch nicht nutzbar ist, muss man leider noch mit dem Taxi oder Auto an den nächsten rollstuhlgängigen Bahnhof fahren.

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