Danase kennen viele Schweizer RapkonsumentInnen erst, seit er am #Cypher19 mit einer abgeklärten, minimalistischen und mit zahllosen Punchlines gespickten Performance für grossen Eindruck sorgen konnte.
Er hob sich mit dem konsequenten 90ies-Boom-bap aus der Masse der Cypher-MCs ab und lieferte seither bereits zwei eigene EPs, die er in der gleichen Woche mit dem Zürcher Produzentenlegende Sterneis veröffentlichte.
Nun steht bereits das nächste Release an – und dieses Mal hat der Zürcher mit Bielern connectet. Die Beats für seine EP «Colt 45» sind gänzlich aus dem Hause Tru Comers ( La Base , Psycho’n’Odds ).
Die Tru Comers sind in der Schweiz seit Jahren als Boom-bap-Produzenten der Königsklasse etabliert. Der Satz «ihre Beats klingen mehr nach den 90ies als die 90ies selber» fiel über die Produktionen von Sperrow und X-Pert schon öfters.
Arroganz, Schmäh & raue Kopfnickmomente
Für «Colt 45» hat Danase primär mit X-Pert zusammengearbeitet. Der schwere, düstere Produktionsstil des Bielers ergänzt die Bars von Danase ausgezeichnet. Im Direktvergleich zu den beiden EPs mit Sterneis fällt bei «Colt 45» auf, dass die Beats eine Spur weniger minimalistisch sind und sogar Refrains auftauchen.
Der Vibe auf der EP ist düster, die Themen sind – mit der Ausnahme des nasty-ass Storyteller-Songs «Spiel» – ein Wiederholungsloop zwischen Ego und Strassengeschichten. Dazu kommt die «klassische» Danase-Ästhetik: viel Schmäh in der Stimme, gepflegte Arroganz und extrem viel raue Kopfnickmomente.
In den beiden Songs «Drama» und «Snake» finden sich einige der Punchlines, die Danase am Cypher rappte. Und damit auch gleich zum Mini-Makel, den ich auf «Colt 45» zu hören glaube: Wenn man als Rap-Fan zum ersten Mal auf Danase via Cypher-Verse stösst, erwartet man bei der nächsten Begegnung mit der Musik von Danase, von einer ebenso grossen Flutwelle an Punchlines erdrückt zu werden.
Das passiert im Verhältnis auf der EP «Colt 45» deutlich weniger als am sehr konzentrierten Cypherauftritt, wo jeder und jede seine limitierte Zeit dafür nutzt, möglichst viel Eindruck in kurze Zeit hineinzupressen. Verständlich also, wenn man beim Durchhören der EP die Dichte der zitierbaren Momente für tiefer als beim Cypher wahrnimmt. Die Beats von X-Pert knallen aber so zuverlässig cool und stimmungsgeladen auf die Ohren, dass man über diesen Umstand ganz natürlich hinweghört – und sich auf den nächsten Cypherauftritt von Danase freut.