Um das geht’s
In den 1980er-Jahren ist die Amerikanerin Tonya Harding eine der besten Eiskunstläuferinnen der Welt. Der Weg dorthin war jedoch alles andere als leicht.
Tonya wächst in armen Verhältnissen auf. Ihre gefühlskalte und alkoholabhängige Mutter drillt sie mit brutalen Mitteln zur Perfektion. Mit 15 lernt sie Jeff kennen und heiratet ihn kurze Zeit später. Auch diese Beziehung ist von häuslicher Gewalt geprägt.
Um Tonya trotzdem seine Liebe zu beweisen, plant Jeff mit seinem Freund Shawn vor den olympischen Spielen 1994 Tonyas Konkurrentin Nancy Kerrigan zu sabotieren. Ihr sollen Drohbriefe zugestellt werden. Der Plan läuft jedoch völlig aus dem Ruder und wird zu einem der berühmtesten und schrägsten Skandale der Sportgeschichte.
Das hat funktioniert
«I, Tonya» trumpftmit einer äusserst unterhaltsamen Erzählweise. Der Film schneidet immer wieder von Interviews mit Tonya, ihrer Mutter und Jeff zur eigentlichen Geschichte. Die Aussagen der Protagonisten entsprechen dabei teilweise kaum dem Gesehenen – was den rabenschwarzen Humor des Films perfekt unterstreicht.
Allison Janney brilliert in der Rolle der permanent saufenden und fluchenden Mutter Harding. Sie ist so böse, dass man teilweise gar nicht anders kann, als über ihre kaltherzige Beziehung zu ihrer Tochter zu lachen. Die wirklich herausragende Rolle ist aber die von Shawn, Jeffs dicker, dümmlicher bester Freund. Er glaubt die Sabotage wie ein Profi mit geplant zu haben, ist aber schliesslich der Grund, warum alles schiefläuft – selten sah man so einen perfekten Idioten auf der Leinwand.
Das hat nicht funktioniert
Tonya Hardings Leben bietet die geeignete Grundlage, die amerikanische Unterschicht zu porträtieren. Der Film kann aber nicht als eine realistische Milieuzeichnung gesehen werden und wirkt diesbezüglich ziemlich gekünstelt. Dass Tonya Harding dabei auch noch von Hollywood-Schönheit Margot Robbie und ihr Freund Jeff von «Gossip Girl»-Star Sebastian Stan gespielt wird, macht die Sache nicht besser.
Ausserdem nerven die Eiskunstlauf-Szenen, in denen Margot Robbies Kopf ziemlich schlecht auf das ihres Doubles hineingephotoshoppt wurde.
Fazit
«I, Tonya» ist die perfekte Tragikomödie, über eine Geschichte, die so absurd ist, dass sie nur das wahre Leben schreiben kann.
Da es Regisseur Craig Gillespie trotz des schwarzen Humors, der den Film durchzieht, schafft, dass wir die Figuren ernst nehmen, wächst uns die sonderbare Familie um Tonya richtig ans Herz. Der Film ist deshalb auch ziemlich berührend – auch wenn er nicht gross in die Tiefe geht.
Kleiner Tipp: Unbedingt beim Abspann sitzenbleiben! Da werden uns nämlich echte Ausschnitte aus den schrägen Interviews mit Tonya Hardings Mutter und ihrem Bodyguard Shawn gezeigt.
Dieser Film ist für
Liebhaber des schwarzen Humors können sich momentan glücklich schätzen. Nach « Three Billboards Outside Ebbing, Missouri » kommt mit «I, Tonya» eine weitere sehr düstere Komödie in die Kinos. Dass Craig Gillespie dafür ein Händchen hat, bewies er bereits mit Filmen wie «Lars and the Real Girl».
Wegen des Settings und den teilweise ziemlich bescheuerten Verbrecherfiguren, dürfen sich «Fargo»-Fans «I, Tonya» auf keinen Fall entgehen lassen.
Rating
4 von 5 Punkten.