Janosch, du machts ziemlich viel im Leben. Zähl mal alles auf...
Janosch: Ich studiere Journalismus, arbeite beim Schweizer Fernsehen fürs 10vor10 und ab und zu an den Wochenenden für Zürcher Regionalzeitungen. Ich leite mein eigenes Onlinemagazin Negative White , habe meine eigene Firma für Webdesign, kuratiere täglich für Niuws und bin Pfadileiter.
Ich habe mitgezählt, das sind sieben Funktionen?!? Lass mich raten, du arbeitest mindestens Montag bis Freitag?
Janosch: Montag bis Sonntag.
Ich frage mich, warum jemand in so viele Dinge involviert ist. Entweder kann man nicht Nein sagen, oder es erfüllt einen, oder man hat keine Freunde und sonst nichts zu tun...?
Janosch: Das mit dem Nein sagen habe ich spät gelernt. MIttlerweile kann ich das besser. Ich mache nur, was mir gefällt und nicht x Sachen, die kein Geld bringen. Schliesslich muss ich auch meine Brötchen verdienen. Der Hauptgrund ist aber, dass ich die Sachen gerne mache.
Du machst es also nicht um reich zu werden...
Janosch: Dann wäre ich beim KV geblieben. Bei den Dingen, bei denen ich nichts verdiene, hängt viel Herzblut drin.
Man spricht ja von «arbeiten bis zum Umfallen» - ist dir das schon passiert?
Es gibt Tage, an denen er 16 Stunden arbeitet...
Janosch: Fast. Vor fünf Jahren wurde es einmal knapp. Da hab ich mir ein Wochenende Pause genommen und mich von allem befreit, was herumgeschwirrt ist. Dann ging es wieder. Aber ich habe überhaupt kein Problem, Pausen zu machen. Ich mache einfach meine Sachen. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Wer was erreichen und weiterkommen will, muss arbeiten, arbeiten, arbeiten. Anders geht es nicht. Wer das nicht begreifen will, hat ein Problem.
Erfüllung kann man im Privaten finden, das sehe ich. Aber wenn man eine Leidenschaft hat, muss man in diese investieren.
Bist du der Leistungstyp?
Janosch: Wahrscheinlich schon. Ich wäre es gerne nicht. Leistung geht nicht über alles. Aber man muss Leistung bringen, wenn man was erreichen will.
Warum willst du kein Leistungstyp sein?
Das hat was Negatives. Als ob das Menschliche viel zu kurz kommt. Ich hoffe, dass ich das nicht bin, aber das müssen andere beurteilen.
Gemeinsam an was zu arbeiten macht mehr Freude, als der pure Egoismus. Dann geht es auch nicht darum den höchsten Lohn und das schnellste Auto zu haben.
Wofür lebst du, was ist dir wichtig im Leben?
Es mag klischiert klingen, aber am Ende läuft alles auf Erfüllung heraus. Egal ob Job, Hobby oder privat. Ich habe nicht den Anspruch, viel Geld zu verdienen.
Ich habe eine KV-Lehre auf der Gemeinde gemacht, ich wäre versorgt gewesen. Aber am Abend nach Hause zu gehen und zu wissen, was mich am nächsten Tag erwartet, hätte mich auf Dauer kaputt gemacht.
Ich will, dass mich meine Arbeit erfüllt. Man verbringt so viel Zeit am Arbeitsplatz. Ich fände es schade, die Zeit mit etwas zu vebringen, bei dem ich nur mit halbem Herzen dabei bin.