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«Fliege fort, fliege fort» von Paulus Hochgatterer

In «Fliege fort, fliege fort» verarbeitet der Schriftsteller und Kinder-und Jugendpsychiater Paulus Hochgatterer ein dunkles Kapitel aus Österreichs Vergangenheit: Die «schwarze Pädagogik» in Erziehungsheimen.

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Als ehemalige Heim-Kinder endlich an den Tag brachten, mit welch grausamen Methoden sie einst misshandelt und gedemütigt worden waren, kam in ganz Österreich eine regelrechte Lawine in Gang: Überall wurden Kommissionen eingesetzt, um die Verhältnisse hinter Heim-Mauern in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts aufzuklären.

Auch Paulus Hochgatterer war an der Untersuchung solcher Schreckens-Regimes beteiligt. Die Horror-Geschichten, die er dabei erfuhr, übersteigen jegliche Vorstellungskraft: «Kinder wurden systematisch gebrochen», sagt er. Allein in Wien erhalten nun 2'384 Betroffene finanzielle Hilfeleistungen; das kostet die Stadt 52 Millionen Euro.

Von Schreiben als Psychohygiene hält Paulus Hochgatterer wenig; aber er gesteht, dass für ihn die Fiktion auch eine Möglichkeit ist, die Realität umzugestalten und stellvertretend für die damaligen Opfer Vergeltung zu üben. So ist vor diesem traurigen Hintergrund ein hochkonzentrierter literarischer Krimi entstanden, der sprachlich, atmosphärisch und formal besticht.

«Fliege fort, fliege fort» erzählt die Geschichte von heutigen Jugendlichen, die ebenfalls Mühe haben, sich in der Gesellschaft einzugliedern. Als dann plötzlich alte Menschen mit eigenartigen Verletzungen ins Spital eingeliefert werden, ein Kind entführt und eine Häuserwand besprayt wird, dämmert es Kommissar Kovacs nur langsam, wie die Fäden da zusammenlaufen.

Buchhinweis:
Paulus Hochgatterer. Fliege fort, fliege fort. Deuticke, 2019.

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