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500 Jahre Reformation «In der reformierten Kirche gibt es heilige Kühe»

Sie ist ein Potpourri aus Meinungen und wird häufig als zufällig wahrgenommen: die reformierte Kirche. 500 Jahre nach der Reformation will sie der junge Pfarrer Christian Walti aufpäppeln. Dafür reformiert er sich täglich selbst.

«Reporter»

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«Der Unruhestifter» , Sonntag, 29. Oktober 2017, 21:40 Uhr, SRF 1.

Seit drei Jahren waltet der 35-jährige Christian Walti an der Friedenskirche Bern. Ein nicht unbedingt attraktiver Bau, eine wandlungsfähige Kirchgemeinde. Genau das reizt ihn. Orte, die Veränderung brauchen, ziehen ihn an.

«Ich überschreite auch immer wieder Grenzen. Das gehört zum Pfarrberuf dazu.» Als junger Pfarrer befinde man sich in einem dauernden Spannungsfeld: zwischen Meinungen, zwischen Tradition und Moderne.

Verändern – aber wie?

Zur Autorin

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Patricia Banzer arbeitet als Redaktorin bei Radio SRF1 für die Hintergrundsendung «Doppelpunkt » und als Programmentwicklerin für diverse Formate bei SRF Spezial.

Die Kirche nur mit leeren Kirchbänken zu verbinden, findet Christian Walti falsch. «Wir machen vieles richtig!» Mit zahlreichen Angeboten für Senioren oder Migranten zum Beispiel, die nicht mehr als kirchliche Arbeit verstanden würden. Die Kirche müsse ihr Image selbstbewusster nach aussen tragen, eine Rolle spielen in der Öffentlichkeit. Debatten führen. Am liebsten zusammen mit anderen Kirchen. Wie in der Politik, werde auch in der reformierten Kirche zu viel alleine gemacht.

Der junge Pfarrer unternimmt viel, um einen neuen Draht zu den Menschen zu finden. Organisiert ein Death Café, um bei einem Bier in einer Bar über den Tod zu sprechen. Macht sich mit Thermoskanne und Duftöl auf, um Unbekannten die Füsse zu waschen. Die schrägen Blicke stören ihn nicht. Irritation generiere Aufmerksamkeit. Sind solche Aktionen nicht etwas zufällig? Christian Walti verneint. «Die Volkskirche ist dazu da, die Menschen über Zwischenmenschliches zum Nachdenken zu bringen.»

Welcher Weg ist nun der richtige für die Zukunft der Kirche? Das wisse er nicht. «Momentan gibt es nichts auf dem Markt, wo ich sage ‹that’s it!›.» Der Zweifel gehöre zum Pfarramt dazu.

Eines ist für den jungen Pfarrer allerdings klar: nur in neuen Menschen, im Fremden finde man Gott und könne die Kirche weitergehen. Stillstand ist für Christian Walti keine Option. Gerade ist er aus der Pfarrhaus-WG gezogen und hat eine Familie gegründet.

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