Das Sense-Oberland im Kanton Freiburg verkörpert das Bild einer heilen Welt. Die Strukturen sind überschaubar, hier kennt und grüsst man sich noch. Traditionen und Brauchtum haben einen hohen Stellenwert. Der Ausländeranteil ist sehr tief, die Kriminalitätsrate ebenso.
Im Februar 2015 verkündet das Staatssekretariat für Migration, dass aus dem ehemaligen Institut Guglera in Giffers ein Bundesasylzentrum werden soll. Diese Nachricht wirft in der Gegend hohe Wellen.
Ohnmächtig und hilflos
Viele Einheimische fühlen sich von den Behörden übergangen. Dazu gesellen sich diffuse Ängste vor den Fremden, die bald bei ihnen sein werden. Der angestaute Frust entlädt sich an einer öffentlichen Informationsveranstaltung in Giffers. «Es geht nicht, dass der Kanton und der Bund über den Willen der Bevölkerung hinweg entscheiden. Wir fühlen uns ohnmächtig und hilflos», wettert der FDP-Grossrat und langjährige Gemeindepräsident Ruedi Vonlanthen.
Die Guglera liegt auf einer dünn besiedelten Hochebene, weitab der Dorfkerne von Giffers und Rechthalten. Die wenigsten Sense-Oberländer schauen hier regelmässig vorbei. Aussenstehende sind überrascht, dass die Zukunft dieses abgelegenen Instituts eine derart hart geführte Kontroverse auslöst.
«Es geht uns zu gut»
Es stellen sich Glaubens- und Wertefragen. Der Sensebezirk war während Jahrzehnten stark von der katholischen Kirche geprägt. Jetzt müssen sich die Einheimischen darauf einstellen, dass plötzlich viele Muslime unter ihnen leben werden.
Neben aller Kritik gibt es explizite Befürworter des Bundesasylzentrums: «Viele haben vergessen, dass vor nicht allzu langer Zeit Hunderte Sensler wegen grosser Armut selber auswandern mussten. Es geht uns einfach zu gut. Darum verdrängen viele Einheimische das Flüchtlingsproblem», sagt der Alphirt Mauritz Boschung.
Tiefe Verunsicherung
Nach und nach entspannt sich die Situation. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Leute beginnen zu begreifen, dass sie das Asylzentrum nicht verhindern können. Die tiefe Verunsicherung bleibt jedoch bestehen. Immer wieder wird die Ruhe rund um die Guglera gestört. Zum Beispiel durch einen heimtückischen Sabotageakt, der einen grossen Wasserschaden anrichtet. Oder durch die Ankündigung einer Bürgerwehr. Sie soll die Einheimischen vor den Asylbewerbern schützen.
Wie die Sense-Oberländer tatsächlich auf die ihnen fremden Menschen reagieren, wird sich frühestens Anfang 2018 zeigen. Dann sollen die ersten Asylbewerber in die Guglera einziehen.