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Stechmücken in Europa Gentechnologie in der Mückenbekämpfung

Mücken sind Plagegeister und Krankheitsüberträger und sie werden zunehmend resistent gegen die unterschiedlichsten Abwehr-Methoden. Eine Möglichkeit sie zu bekämpfen, sind im Labor hergestellte, genmanipulierte Mücken. Sie sollen mit Viren infizierte Mücken verdrängen. Ist das erfolgsversprechend?

SRF DOK: In Brasilien werden gentechnisch manipulierte Mücken in die Natur entlassen – so sollen die Bestände der Mücken zurückgehen oder gar ausgerottet werden. Was halten Sie davon?

Angelika Hilbeck: Es ist mehr als fraglich, ob im Zeitalter des grossen Biodiversitätsverlusts Ausrottungsstrategien überhaupt vertretbar sind: ob wissenschaftlich-ökologisch, ethisch oder politisch. Bislang sind die meisten Ausrottungsstrategien früher oder später gescheitert. Oder sie waren nur mit einem oft unverhältnismässigen Aufwand, häufig in abgegrenzten und abgelegenen Regionen wie Inseln, eine Zeit lang erfolgreich. Technologen unterschätzen oft die enormen evolutionären Anpassungsleistungen von Organismen an singuläre Bekämpfungsstrategien.

Technologen unterschätzen oft die enormen Anpassungsleistungen von Organismen an singuläre Bekämpfungsstrategien.

Es sind aber vor allem Menschen in armen Gegenden, die unter Mücken leiden. Ist es nicht legitim, sie mit solchen Massnahmen zu schützen?

Wenn diese Massnahmen denn überhaupt schützen, was bislang völlig offen und reine Spekulation ist. Armut ist der primäre Grund für die Krankheitshäufigkeit bei von Mücken übertragenen Krankheiten. Daran werden diese Techniken leider nichts ändern. Solche sozialen, politischen, ökonomischen und nicht zuletzt ökologischen Ursachenkomplexe lassen sich nur selten durch einen Technikeinsatz lösen. Meine Erwartungen sind daher begrenzt. Vor allem wenn der Einsatz ohne die Einbettung in Armutsbekämpfungsstrategien stattfindet oder gar davon ablenkt.

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