Der niederländische Journalist Stef Biemans reiste für einen Dokumentarfilm auf den Spuren des grössten Migrationsstroms der Welt nach Mexiko und in die USA.
Auf der südlichen Seite der Grenze trifft er Menschen, die der Not und Gewalt ihrer Heimat entfliehen wollen. Ihre einzige Hoffnung ist ein tagelanger Marsch durch die Wüste.
Andere versuchen ihr Glück als blinder Passagier auf einem Güterzug.
Auf der US-amerikanischen Seite in der Sonora-Wüste in Arizona begegnen dem Journalisten aber auch Rechtsextreme, die in ihrer Freizeit Jagd machen auf Migranten.
Stef Biemans besucht in den USA Selbsthilfegruppen, welche versuchen in der Wüste in Not geratenen Flüchtlingen zu helfen. Aber manchmal können sie nur noch ein Kreuz aufstellen für einen verdursteten Menschen.
Hilfe kommt meist zu spät
Ungeachtet dieser menschlichen Tragödien hält Donald Trump die Migranten aus Lateinamerika für «bad hombres», «böse Menschen», die er mit einem sieben Meter hohen Zaun aus den USA fern halten will. Dies hat er seinen Wählern versprochen. SRF-Korrespondent Thomas von Grünigen zeigt auf, wie es um die Mauerbaupläne des US-Präsidenten steht.
Trumps Suche nach dem Mauer-Ersatz
Nach Trumps Ansicht kommen immer noch zu viele Einwanderer über die südliche Grenze in die USA. Sein populärstes Wahlkampfversprechen steht damit auf dem Spiel.
«Wenn Trump die Mauer nicht baut, bin ich der Erste, der sich von ihm abwendet». Diese Worte äusserte ein Trump-Anhänger am Rande einer Wahlkampf-Veranstaltung in Massachusetts im Jahr 2016 gegenüber SRF. Die Mauer nach Mexiko begeisterte damals viele Trump-Fans.
Doch das Unterfangen kommt nicht vom Fleck. Mexiko zahlt natürlich nicht. Und der US-Kongress gewährte Trump bei den Verhandlungen um den Haushalt nur einen Bruchteil der 25 Milliarden Dollar, die das Weisse Haus forderte. Die Mauer wird es bis auf Weiteres nicht geben.
Druck von rechts
Mit Tweets alleine lasse sich die Mauer nicht bauen, lästerte daraufhin die prominente rechts-konservative Kommentatorin Ann Coulter. Und sie warnte: Seine Basis erwarte, dass er seine Versprechen einlöse. Um seine Fans bei Laune zu halten, konzentriert sich Trump vorläufig auf andere Massnahmen, um die Zahl der Immigranten zu reduzieren.
Der Fremdenpolizei ICE gibt er beispielsweise weitreichende Freiheiten. Während sein Vorgänger Barack Obama auf die Ausschaffung krimineller Ausländer fokussierte, fürchten unter Trump auch viele undokumentierte Immigranten ohne kriminelle Vergangenheit die Ausweisung. Um 171 Prozent stieg laut CNN in Trumps erstem Amtsjahr die Zahl der Festahmen von Sans Papiers, die nicht straffällig sind.
Gegen «sichere Hafen»
Das führt zu heftigen Konflikten mit vielen Städten, welche die Sans Papiers explizit schützen, so lange sie nicht kriminell werden. Hunderttausende undokumentierte Einwanderer leben alleine in New York. Die offene Immigrationspolitik hat hier eine lange Tradition.
«Sanctuary Cities» – sichere Häfen nennt man in den USA die Städte, die bei der Ausschaffung nicht-krimineller Immigranten die Zusammenarbeit mit der nationalen Fremdenpolizei ICE verweigern.
Das mache die Stadt sicherer, sagt New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio. Immigranten, die sich nicht vor einer Ausschaffung fürchten, seien viel eher zur Kooperation mit den Behörden bereit. Sie würden beispielsweise Fälle von häuslicher Gewalt viel eher der Polizei melden. Städte und Bürgerrechts-Organisationen wehren sich gegen Ausschaffungen mit dem Gang vor Gericht. Noch ist nicht entschieden, wer im Machtkampf zwischen dem Weissen Haus und den Städten die Oberhand behält.
Populistische Angstmache
Trump schürt die Angst vor den Einwanderern gezielt. Schwere Verbrechen von Immigranten aus Lateinamerika nutzt er zur Stimmungsmache. Per Dekret beschloss er die Schaffung einer Anlaufstelle für Opfer von Verbrechen, die von Einwanderern verübt wurden. Das gaukelt vor, dass Immigranten überdurchschnittlich oft straffällig werden. Doch das Gegenteil ist der Fall. Faktenprüfer wie «Politifact» halten fest, dass die Kriminalitätsrate bei Immigranten gemäss aktueller Datenlage tiefer ist als bei US-Bürgern.
Und jene Familien, die noch nicht eingereist sind, will das Weisse Haus mit einer Drohung entmutigen: Familien würden im Falle einer illegalen Einreise vermehrt getrennt. Die Kinder sollen möglicherweise auf Militärbasen untergebracht werden, schreibt die «Washington Post».
Drohung, Abschreckung, Beleidigungen. Trumps Kalkül scheint dabei offensichtlich: Je härter sein Vorgehen, desto eher könnte ihm die Basis verzeihen, dass er die Mauer nach Mexiko bis auf weiteres nicht bauen kann.