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Illegale Selbsttherapien  LSD-Microdosing – Aufputschmittel, Hirndoping, Selbstmedikation

Der Konsum von LSD in Kleinstmengen soll glücklich, kreativ und ausgeglichen machen. Wie gefährlich ist der Hype?

Rea (Name geändert) erhofft sich von Microdosing einen Schub beim Lernen: «Wenn du richtig mikrodosierst, dann spürst du keinen Flash oder Halluzinationen», sagt die Psychologiestudentin gegenüber srfrec. Man fühle sich nach der Einnahme angenehm vital und wacher. Bei anderen, wie zum Beispiel Anna (Name geändert), wirkt die Substanz als Stimmungsaufheller. «Im Winter helfen mir die Tropfen.» Sie hofft so, graue Alltagsgedanken zu mildern.

Die Microdosing-Community wächst 

Auch die 43-jährige Kulturredakteurin Sarah (Name geändert) experimentierte mit Kleinstdosen der psychedelischen Substanz – zum Relaxen, wie sie sagt. Damit ist sie nicht allein, die Microdosing-Community wächst, der Konsum ist längst im Mainstream angekommen. Ob als Hirndoping, Selbsttherapie bei depressiven Verstimmungen oder zur Entspannung – LSD-Microdosing wird als Wundermittel gepriesen. Bei Sarah allerdings zeigte das Mittel nicht die gewünschte Wirkung.

«Ich war ein Fötus» 

Neurowissenschaftler Felix Scholkmann warnt davor, LSD als Substanz zu unterschätzen. Scholkmann nahm als Proband an einer Studie der Universität Basel teil. Dabei wurde ihm eine hohe Dosierung von bis zu 200 Mikrogramm LSD verabreicht. «Ich fand mich als Fötus in der Plazenta wieder. Ich musste entscheiden, ob ich kämpfe oder loslasse.» Es sei eine erfreuendes, aber auch höchst verstörendes Erlebnis gewesen. Eines, das auf Lebzeiten bleibt. «Wer einmal hinter den Vorhang geschaut hat, kann Mühe haben, sich wieder im Alltag zurechtzufinden.»

Scholkmanns nahtodähnliches Erlebnis zeigt auch die Gefahr von hohen Dosen auf. LSD, das hatte bereits Entdecker Albert Hoffmann vor 80 Jahren am eigenen Leib erfahren, kann verstörend wirken und die Psyche belasten.

Nur noch dank des Microdosings performen

In der Schweiz sind Halluzinogene auch in Kleinstmengen verboten. Zwar macht LSD nicht körperlich abhängig, aber Monique Portner-Helfer von der Fachstelle «Sucht Schweiz» warnt vor den Gefahren einer Überdosierung. «Es kann zu einem schlechten Trip und Panikattacken kommen.» Auch würden Fachleute diskutieren, ob es bei Microdosing zu einer funktionalen Abhängigkeit kommen könnte. So, dass Konsumierende eben glauben würden, sie könnten nur noch dank des Mittels performen oder ihre Leistung erbringen.

LSD erlebt Renaissance in Forschung 

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LSD erlebt auch in der Wissenschaft eine Renaissance: Hochschulen erhielten Sonderbewilligungen zu Forschungszwecken, ausgewählte Fachpersonen setzen LSD erfolgreich gegen Depressionen, bei Angstzuständen oder zwanghaften Störungen ein. Dabei werden in der Regel jedoch hohe Dosen verwendet. Auch werden Patientinnen und Patienten bei ihren Trips professionell begleitet. «Die Substanz ermöglicht neue Denkmuster und deblockiert», sagt Psychiater Daniele Zullino, der am Universitätsspital Genf LSD-gestützte Psychotherapien anbietet. 

Mittlerweile hat die Forschung aber auch die Kleinstdosen entdeckt: Eine neuseeländische Studie konnte die Wirkung von Microdosing erstmals wissenschaftlich nachweisen. Die Universität Basel untersucht aktuell, ob LSD in Kleinstdosen dereinst als Ersatz für Ritalin bei ADHS-Patientinnen und -Patienten zum Einsatz kommen könnte. Weltweit wird am medizinischen Einsatz von weiteren Psychedelika in Mikro- oder Makrodosierungen geforscht. In den USA wird bei Posttraumatische-Belastungsstörungen beispielsweise auch MDMA eingesetzt.

Happy dank Microdosing

Landschaftsgärtnerin Anna (Name geändert) bewahrt die LSD-Mixtur im Kühlschrank auf und tröpfelt sich diese via Pipette in den Mund. Die Problematik der funktionalen Abhängigkeit sei ihr bewusst. Sie habe zwischen den Einnahmen immer wieder eine Pause eingelegt, problemlos. Das Suchtverhalten sei wohl individuell. Doch der Gedanke «happy dank Microdosing» sei zugegebenermassen verlockend: «Sind wir nicht alle süchtig nach Glück?»

SRF Virus, 23.05.2023, 6:20 Uhr

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