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Jean-Claude Biver Arbeiten ohne Ende – und trotzdem glücklich?

Jean-Claude Biver ist 68 Jahre alt – er arbeitet mehr als doppelt so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter. Bereits vier Uhrenmarken hat er auf Kurs gebracht. Zenith soll die fünfte und letzte sein. Wie tickt einer, der partout nicht in den Ruhestand will?

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Reporterin Monica Suter arbeitet seit 2001 als Reporterin und Produzentin bei «10vor10». Seit 2010 ist sie regelmässig für «DOK» und «Reporter» tätig.

Er ruft umgehend zurück, kaum habe ich meine Anfrage für ein News-Interview auf seinem Anrufbeantworter deponiert. Das ist ungewöhnlich für einen Wirtschaftsführer dieses Kalibers. Aber Jean-Claude Biver ist nicht 0815.

Meine Interview-Fragen lässt er nicht von einer Presseabteilung durchkämmen. Für die Dreharbeiten bestellt er auch keine Aufpasser, die dafür sorgen könnten, dass ihr Chef immer nur in bestem Licht erscheint. Diese umgängliche Art und eine frischgedruckte Biografie auf seinem Arbeitstisch verleiten mich spontan dazu, Biver für dieses Filmprojekt anzufragen.

Er schlägt sofort ein. Da mögen PR-Absichten dahinterstehen. Aber auch wenn Biver gelegentlich Marketingfloskeln von sich gibt, scheint er mir direkt und authentisch. Einer, der trotz Kamerapräsenz darauf verzichtet, seine Gedanken vor jeder Formulierung dreimal chemisch zu reinigen.

In einer Zeit, in der wir über die Erhöhung des Rentenalters diskutieren und Frühpensionierung für viele in weite Ferne rückt, regt ein Besessener wie Biver zum Denken an. Seine Arbeit, sagt er, sei seine Leidenschaft. Daher die Leichtigkeit seines Seins.

Selbst dem Verkauf seines Meisterstücks, der Firma Blancpain, deren Name er für 20‘000 Franken erstanden hat und die er zehn Jahre später für 60 Millionen verkaufen musste, kann er rückblickend nur Gutes abgewinnen.

«Reporter»

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«Bivers letzter Streich» , Sonntag, 15. Oktober 2017, 21:40 Uhr, SRF 1.

Biver scheint trotz Rückschlägen grundsätzlich optimistisch. Und noch immer begeisterungsfähig für sein Metier. Auf dem Dachboden der Firma Zenith zeigt er mir altes Werkzeug und Maschinen, die ein ehemaliger Mitarbeiter in den 70er-Jahren, zum Zeitpunkt der Uhrenkrise, vor der Verschrottung gerettet hat.

Als der Unternehmer mir kleinste Werkzeugteile wie Edelsteine präsentiert, bekomme ich den Eindruck, er empfinde beinahe so etwas wie Liebe für die Uhren. Auf jeden Fall grossen Respekt für die Handwerkskunst.

Der Funke der Begeisterung springt auch auf seine Angestellten über. Wenn einer die schwächelnde Firma Zenith zurück auf die Erfolgsspur bringen könne, dann sei es Biver, erzählen sie mir.

Noch ist der Ausgang der Zenith-Geschichte offen. Doch Bivers Erfolgshunger ist ungestillt, seine Leidenschaft ungebrochen. Sein Tun sei Quell seines Glücks, deshalb wolle er auch nicht aufhören. Und bevor die Firma Zenith auf sicheren Pfaden sei, ohnehin nicht.

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